Welthauptstadt der Kultur und der Kreativen – die Selbstdarstellung, mit der die deutsche Metropole seit dem Mauerfall gern glänzt, hat etwas Großmäuliges. Andererseits: Sehr viel mehr als Kultur war auf der Brache des Kalten Krieges wirklich nicht zu holen, warum also nicht die materielle Not zur urbanen Tugend machen. Und ausgerechnet die soll nun in eine postpolitische Sackgasse führen?
So sieht es jedenfalls Francesco Masci. In seiner fulminanten Streitschrift „Ordnung herrscht in Berlin“ holt der 1967 im italienischen Perugia geborene Philosoph zum großen Schlag gegen das liebgewordene Selbstbild der Hauptstädter aus. Es gehört schon einige Chuzpe zu der Behauptung, dass ausgerechnet die widerspenstige Kultur die herrschende Ordnung stabilisiert. In Berlin, so Masci, habe das „Regime der absoluten Kultur“ Geschichte und Politik unter sich begraben und „das Unterhaltungsbusiness mit der Revolte“ versöhnt. Für ihn ist Berlin nicht das neue Utopia, sondern ein postpolitischer nightmare… (Deutschlandradio Kultur)
Letzte Phase
Von Ingo Arend
Deutschlandradio Kultur vom 01.05.2014
Wiedergabe erfolgt direkt vom Server des Anbieters
Francesco Masci:
Die Ordnung herrscht in Berlin
Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2014
108 Seiten, 14,90 Euro
- Zwischen Schmerz und Begehren: Semiha Berksoy, der Kunst- und Operndiva und ersten „Staatskünstlerin“ in der Türkei, die 2004 mit 94 Jahren verstarb, gilt eine Retrospektive im Hamburger Bahnhof in Berlin - 18. Dezember 2024
- Alltag mit Corona: Berlin - 23. Dezember 2020
- Streit um neuen documenta – Aufsichtsrat in Kassel - 12. Dezember 2020
Schreibe einen Kommentar