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Ulrich Seidl, ein stiller feine Mann, hat’s faustdick hinter den Ohren, wenn es ihm darum geht, die Untiefen des angeblich Menschlich-Allzumenschlichen zu ergründen. Nach seiner Glaubens-(Spielfilm)-Trilogie kehrt er nun zu seinem eigentlichen Metier zurück – zum filmischen Essay.

keller_320Vor Jahren hat er beispielsweise in „Tierische Liebe“ hinter das Gehabe von angeblichen und wirklichen Tierliebhabern geguckt. Wobei das Wort „Liebhaber“ da gelegentlich, Seidl guckt nun mal nicht weg, einen recht bös-direkten Klang hatte. Diesmal wird’s noch schlimmer. Seidl erkundet nämlich, was sich so in österreichischen Kellern tummelt und abspielt. Da kann einem übel werden, besonders dann, wenn er – mit beklemmender satirischer Leichtigkeit – Nazi-Ungeist aufstöbert. Die Sexspielchen, die in anderen unterirdischen Behausungen abgehen, wirken daneben meist harmlos. Soll doch, wer will. Aber das Hüten und Hegen von Nazidevotionalien und – damit verbunden – das Verbreiten von braunem Ungeist, da zeigt Seidl mit fast bohrenden Bildern sehr genau seinen Standpunkt und wettert auf intelligente (also hintergründige Weise) wider all den Dreck.

Sicher: viel Neues zeigt der Film gar nicht. Man weiß ja, dass hinter vielen gutbürgerlichen Fassaden sehr viel Dreck rumliegt und Unheil wabert. Aber das Wissen macht selten produktiv. Seidls Film könnte zu Handeln anregen, denn er hat die schön wütende und damit provozierende Kraft eines Pamphlets.

Peter Claus

Im Keller, von Ulrich Seidl (Österreich 2014)

Bilder: Neue Visionen