In „Schwarze Milch“ (D, 2020) von Uisenma Borchu stehen zwei Frauen im Mittelpunkt der Geschichte. Wessi (sie heißt wirklich so und wird von der Regisseurin selbst gespielt) besucht nach vielen Jahren in Deutschland das erste mal wieder ihre in der Mongolei lebende Schwester Ossi (Gunsmaa Tsogzol). Beide freuen sich über das Wiedersehen, es wird gefeiert und getrunken. Die Enge und Dunkelheit der Jurten, die Weite der Landschaft, das Leben mit den Tieren, der Alltag bar jeden Komforts der westlichen Welt, all das wird schön ins Bild gebracht (Kamera: Sven Zellner). Bald wird auch deutlich, dass hier zwei Welten aufeinander stoßen. Obwohl Wessi sich an die Rituale der Nomaden erinnern kann, und weiß welche Rolle z.B. die Milch in deren Leben spielt, macht sie Fehler, überschreitet Grenzen, bricht Konventionen. So wäscht sie sich mit Milch und bandelt mit einem rauen, einsam lebenden, viel zu alten Mann (Terbish) an. Was sie mit ihm an Erotik und Sinnlichkeit erlebt, erzählt sie ihrer streng in den Traditionen lebenden Schwester. Die Spannungen zwischen den beiden Frauen werden größer, jedoch wird das dramaturgisch und visuell zu wenig umgesetzt.
Vielleicht hat die Regisseurin sich auch einfach verhoben. Zu viel Themen wollte sie anpacken: ethnographische Beobachtungen, interkulturelle Konflikte, geschwisterliche Spannungen und die Suche nach Selbstbestimmung. Das Ganze dann auch noch in einer komplexen Mischung aus dokumentarischen Elementen (vor Ort wurde hauptsächlich mit Laien gedreht) und Spielfilmanteilen. Und Uisenma Borchu übernimmt Regie, Drehbuch und Hauptrolle – das ist schon mutig, so viel muss man ihr lassen. Jedenfalls passte die 2015 mit ihrem Diplomfilm prämierte Regisseurin („Schau mich nicht so an“ ) wunderbar zum diesjährigen Motto des Panoramas, bei dem es viel um interkulturelle Konflikte geht, um Migration, und die Fragen nach Aufbruch, Ankommen, Fremde und Heimat.
Daniela Kloock
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