Es wird ein kalter Winter mit viel Arbeit für den Kohlenhändler Bill Furlong, die die zentrale Figur ist in „Small Things Like These“. Ein Mann der wenigen Worte, ehrenhaft, tüchtig und Vater von fünf Töchtern. Am Vorabendabend von Weihnachten entdeckt er im nahegelegenen katholischen Frauenkloster eine im Schuppen eingeschlossene, total verstörte junge Frau. Bald ahnt er, dass sich hinter deren Schicksal Grausiges verbirgt, und er muss sich entscheiden zu handeln oder die Sache totzuschweigen.
Der Film beruht auf dem gleichnamigen, preisgekrönten Kurzroman der irischen Autorin Claire Keegan, in dem es um die Geschichte der sogenannten Magdalenen-Wäschereien geht. Diese existierten von 1820 bis 1960 in katholischen Frauen-Klöstern, nicht nur in Irland, und waren nichts anderes als Arbeitslager, in denen „gefallene Mädchen“ abgegeben und interniert wurden. Viele von ihnen starben an Unterernährung, Misshandlungen u.ä.m., ihre Babys wurden ihnen weggenommen, zur Zwangs-Adoption freigegeben oder sogar getötet.
Cillian Murphy, der mit „Oppenheimer“ riesige Erfolge feierte, hat den Film mitproduziert und spielt die Hauptrolle. Es mag Geschmackssache sein, ob er der Richtige ist für diese Figur eines hart arbeitenden Mannes, in dessen Innenleben sich die größten Kämpfe abspielen. Denn darum geht es in der ansonsten dialog- und handlungsarmen Story.
Das Kloster ist mächtig, es bestimmt das ganze Leben der Stadt. Auch seine Zukunft und das seiner Kinder ist abhängig vom Einfluss der Nonnen. Gleichzeitig erinnert ihn das Schicksal des Mädchens/der Mädchen an seine eigene Mutter. Die Gewissensfragen, die er durchlebt, sein Ringen mit der Frage, ob und wie er sich verhalten soll, spielt Murphy weitgehend schweigend und starr – nur sein Atem verrät was sich in ihm abspielt. Die Kamera liegt die meiste Zeit auf seinem Gesicht, dem leicht geöffneten Mund, seinen prägnanten Augen, die trotz Kohlenstaub und Regen immer leuchten. Immer wieder starrt er betrübt vor sich, und abends wäscht er sich mit voller Konzentration (Vorsicht: Symbol!), die Hände. Auch die sich abwechselnden Tonigkeiten des Films – das warme Licht der Innenräume für die behagliche, geschützte Wohnung Bills, demgegenüber das kalte, weiße und feucht-neblige Ambiente der Klosterumgebung – sind arg überzeichnet. Auch die Rückblenden, in denen Bill sich an seine traurige Kindheit erinnert, schrammen arg am Kitsch vorbei.
So dämmert man sich durch den Film. Wacher wird man nur in einer Szene, die den ansonsten gleichbleibenden „Spannungsbogen“ durchbricht. Dies ist vor allem der grandios aufspielenden Emily Watsons zu verdanken. Bill trifft hier auf die Äbtissin des Klosters, Schwester Mary, die weiß, was er gesehen hat, ahnt, was in ihm vorgeht, und die ihm subtil droht, falls er vorhat, die Dinge anders zu verstehen, als sie ihm klar zu machen versucht.
Einmischen statt Wegsehen, braucht man für diese Botschaft eine so trübsinnige, öde Verfilmung, noch dazu als Eröffnungsfilm der Berlinale?
Daniela Kloock
Bild: Cillian Murphy | Small Things Like These | Kleine Dinge wie diese von Tim Mielants
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