Die Geschichte vom Abfall Bayerns wird zwar vom Stammtisch Mirsbachmittelau erzählt, aber doch in einer dokumentarischen politischen und juristischen Akkuratesse. Historiker, Politiker, Staatsrechtler wägen die Möglichkeiten ab für den Fall, dass eine Mehrheit der Bayern tatsächlich eine Separation verlangt. Es handelt sich demnach um ein Planspiel, ein Experiment (mit offenem Ausgang). Fiktional sind in diesem Feature einzig und allein die Kommentare der Stammtischler von Mirsbachmittelau. Man ahnt natürlich, dass es nichts wird mit der Unabhängigkeit Bayerns und dass das besser so ist. Vermutlich träumen die meisten Bayern sowieso lieber von ihr, als sie zu verwirklichen. Aber warum ist das so?

Ein Feature von Markus Metz und Georg Seeßlen
 

 

Wir schreiben das Jahr 2019. Ganz Deutschland ist in eine wirtschaftliche Rezession und in politische Lähmung verfallen. Ganz Deutschland? Nein! Das Land im äußersten Süden prosperiert unentwegt, seine Fußballmannschaften, seine Autofabriken und sein Immobilienmarkt florieren weiter. Die christliche Einheitspartei sorgt für politische Stabilität. Aber der Unmut in der Bevölkerung wächst. Sollten etwa der wohlverdiente Reichtum, das schöne Land und die Dividenden mit den Habe- und Taugenichtsen aus Restdeutschland geteilt werden? Die Forderung nach Unabhängigkeit wird immer lauter. Endlich mag sich auch die christliche Einheitspartei einem Referendum nicht mehr entziehen. Auf allen Ebenen wird recherchiert, sondiert, manipuliert: Die Unabhängigkeit Bayerns von Deutschland und von Europa ist das Ziel. In Bayern kennt man kein Links und kein Rechts mehr, kein Oben und kein Unten, kein Land und keine Stadt. Der echte Freistaat, die ersehnte „nationale Identität“, die Freiheit für Sprache, Brauchtum und Bier müssen endlich her. (BR2)

 

Quelle: BR2 | Bayerisches Feuilleton (55 Min.) | 16-05-2015

Separatio Bavariae

Separatio Bavariae Oder: 
Ein Freistaat fällt ab

Von Markus Metz und Georg Seeßlen