Kino ist Illusion – ein Spiel von Licht und Schatten, Andeuten, Verstecken, Bezaubern. Interessanterweise gelten Filme, die sich der Kunst des Zauberns, wie man es etwa aus dem Varieté kennt, widmen, als Kassengift. Selbst „Prestige“ von Regisseur Christopher Nolan hat vor zwei, drei Jahren nicht das an den Kassen gebracht, was erwartet wurde. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir dem Kino nicht trauen. Wir wissen, dass die Bilder trügen, dass die Technik des Drehens und Schneidens erst recht seit dem Siegeszug des Computers uns Dinge zeigen kann, die den Naturgesetzen nicht entsprechen. Action-Spezialist Louis Leterrier hat das beachtet und setzt in seiner rasanten magischen Show darauf, dass die Zuschauer um die Verführungskraft des Kinos wissen und spielt damit. In den USA hat sich sein neuer Film am Startwochenende als ausgesprochen zugkräftig erwiesen.
Geboten wird ein actiongeladener Krimispaß. Da werden vier Magier von einer unbekannten Person, die sich nicht zu erkennen gibt, angeheuert, um so etwas wie eine Hilfstruppe von Robin Hood zu spielen. Ihre Shows sind immer grandiose Verbrechen, bei denen viel Geld abgezockt wird, dass von dem Quartett ans Publikum, etwa in Las Vergas, verteilt wird. Ein US-Detektiv und eine französische Ermittlerin wollen den „Four Horsemen“, wie sich die Bande nennt, das Handwerk legen. Was natürlich nicht sofort funktioniert und also für Spannung sorgt.
Der Film folgt der Regel Nummer 1 für Zauberkünstler: Weise die Zuschauer auf alles hin, aber so, dass sie am Wesentlichen vorbei denken. Tatsächlich werden alle Karten offen auf den Tisch gelegt – und doch ist da plötzlich immer noch ein As, das aus dem Nirgendwo auftaucht und das Spiel neu ordnet. Erzählt in wahrlich irrwitzigem Tempo, von guten Schauspielern serviert, mit einem knackigen Soundtrack gespickt funktioniert das bestens als unbeschwerte Unterhaltung. Und: es gibt ein wirklich verblüffendes Finale. Selbst ausgebuffte Thriller-Fans dürften staunen, wenn schließlich der Drahtzieher (oder die Drahtzieherin?) den finalen Trick vorführt. Da wird man dann wieder zum unbeschwerten Kind, das übers Kaninchen im Zylinder staunt.
Peter Claus
Die Unfassbaren – Now You See Me, von Louis Leterrier (USA/ Frankreich 2013)
Bilder: Concorde Film
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