Tony Curtis ist tot. Herzstillstand. Der Hollywoodstar starb am Mittwochabend im Alter von 85 Jahren in seinem Haus nahe Las Vegas. Seine Frau Jill Vandenberg war bei ihm.
Der Schauspieler Tony Curtis war ein Verächter des Method Acting, der Fortschreibung des Russen Konstantin Stanislawski durch den Amerikaner Lee Strassberg, angeregt übrigens im Ursprung durch die Meininger und ihren Herzog. Tony Curtis musste keine Frauenzirkel besuchen, um eine Frau zu spielen, er wusste auch so sehr viel über Frauen, jenseits der professionellen Aufgaben.
Und mit nichts war Curtis so erfolgreich, wie in dieser Rolle des Mannes, der leidet, weil er sich gegenüber, ausgerechnet, Marilyn Monroe als Frau ausgeben muss. Glücklicher wird er, als er sich als das ausgibt, was er später tatsächlich wird: reich und berühmt.
Diese eine Rolle wird bleiben, weil in diesem Film des großen Billy Wilder, „Manche mögen’s heiß“, alles zusammenpasste: die Story, der Regisseur, die Partner. Jack Lemmon, der ein großer Komiker war, und Marilyn Monroe, die hier ihr komisches Talent entfalten, ihr Image als Frau spielerisch ironisieren konnte.
Auch er nicht. Tony Curtis war ein Weltstar, ein großer, ein richtig großer Schauspieler war er vermutlich nicht. Aber er hatte, was einer nicht lernen kann, ein Charisma, eine Ausstrahlung, die ihren Besitzer Sympathie erwerben lässt. Das ist eine unerworbene Gabe. Nie erhielt er einen Oscar, einmal immerhin wurde er nominiert. Wiederum ein Glücksfall, wiederum passte alles zueinander: die Story, der Regisseur, der große Stanley Kramer, und der Partner, Sidney Poitier. „Flucht in Ketten“ (1958) ist einer der beiden wichtigsten Filme von Curtis und er zeigt, dass dieser Schauspieler, dessen Karriere sich seinem Aussehen verdankt, mit etwas mehr Kunstwillen ausgestattet, künstlerisch hätte weiterkommen können. Hierin ähnelt seine Karriere ein wenig der von Marilyn Monroe, deren Talent wohl auch größer war, als sie in manchen ihrer Filme zeigen durfte. Es ist womöglich auch ein Problem, wenn ein Schauspieler, Mann oder Frau, so aussieht, dass die jeweils andere Hälfte der Menschheit in Entzücken gerät.
„Die Zwei“ hätte der Film mit Sidney Poitier auch heißen können, doch so hieß dann eine schön klamaukige Fernsehserie. Der Aristokrat Roger Moore und der Proll Tony Curtis, das war, im Sinne des Wortes, ein schönes Paar, blendend aufeinander eingestellt, so wie einst Tony Curtis mit Sidney Poitier oder Jack Lemmon: Immer hatte er in seinen erinnerlichen Leistungen einen Partner zur Seite, der ihn trieb und stimulierte – was etwa ein Dustin Hoffman nicht benötigte, der taugte auch zum Solisten, wie etwa als „Little Big Man“ des ebenfalls verstorbenen Arthur Penn. Es waren immer zwei, wenn Tony Curtis richtig gut war. „Die Zwei“, das war lustiges Entertainment, das war eine Art Kult in einer Zeit, die das Wort noch nicht kannte.
Bleiben aber werden wohl zwei Filme von 150, „Manche mögens heiß“ und „Flucht in Ketten“. Für einen Jungen, der einmal Bernard Schwartz hieß und als Sohn ungarischer Juden in der Bronx lebte, ist das nicht wenig. Und wer kann schon sagen, er sei als blendend aussehender Mann eine der berühmtesten Frauen der Filmgeschichte geworden. Zumal, wenn die Frauen in seinem privaten Leben eine so beträchtliche Rolle spielen. Ein Mann, der so aussieht, weiß vielleicht einfach, was er der Welt schuldig ist. Und es ist wohl schwer, als ein Mann der in dieser Hinsicht beinahe unbegrenzten Möglichkeiten, diese nicht zu nutzen.
Manche mögens heiß. Und manche sind es einfach.
Was auf seinem Grabstein stehen soll, wurde Curtis einmal gefragt. „Nobody’s perfect“, antwortete er.
Text: Henryk Goldberg
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