Das größte Würfelspiel der Welt (Teil 2)

Der Thriller „Gun Machine“ von Warren Ellis, noch einmal gelesen …

gunmachine300Ross Thomas hat mir den Blick dafür geschärft, als ich „Fette Ernte“ las, seinen nach 39 Jahren immer noch taufrischen Börsen-Thriller mit dem Originaltitel „The Money Harvest“. Darin sichert der aus dem Landwirtschaftsministerium gestohlene Erntebericht jenen Informationsvorsprung, mit dem Spekulanten Kasse machen. In Stunden und Tagen bemaß sich 1975 noch solch ein Zeitfenster. Heute sind daraus Millisekunden geworden. Weniger als ein Wimpernschlag, Millionen mal schneller als Inspektor Columbo braucht, um seine Finger an die Schläfe zu führen. Der Hochfrequenzhandel nähert sich der 70-Prozentmarke aller Börsengeschäfte. Und er ist „kein fairer Handel“, wie die FAZ unlängst kommentierte.

Der 1968 geborene Engländer Warren Ellis, ein in der Comic-Scene mit allem Recht verehrter Autor, hat den bislang komplexesten und wildesten Thriller zu dieser Art von Börsengeschäften geschrieben – es ist die „Gun Machine“, einer der besten Spannungsromane des Jahres 2013. Ich kann hier nur zu einer Anlage raten: Bewahren Sie sich diesen Roman auf. Es lohnt sich, ihn wieder zu lesen. 39 Jahre wie bei Ross Thomas und seiner nun erstmals vollständig im Deutschen zugänglichen „Money Harvest“ müssen es ja nicht werden.

Alte Waldpfade durch das Mannahattan von heute
Die Verlagswerbung hat uns „Gun Machine“ als „gnadenlose Action mit beißendem Zynismus“ verkauft. Das Buch ist mehr, viel mehr. Es vielschichtig zu nennen, erschließt sich voll erst mit dem Begriff des Palimpsests. Das Cover der US-Originalausgabe visualisierte es ziemlich treffend, der Ort und die Zivilisation von New York werden in diesem Buch gleich mehrfach überschrieben. Verschiedene Akteure folgen darin mit unterschiedlichen Interessen höchst unterschiedlichen Landkarten dieser Stadt. Warren Ellis, ein Autor mit geradezu alchemistischem Gespür für die Verschmelzung mythischer, historischer, ökonomischer, politischer und genrespezifischer Stofflichkeiten, lässt seine Protagonisten durch ein New York der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und Aggregatzustände hetzen.

Eine der Hauptfiguren, „der Jäger“, ein indianischer Killer auf einer großen Mission, bewegt sich auf alten Waldpfaden durch das heutige Manhattan, verschwindet in den Schatten, liest alte und neue Spuren, versucht sich witzigerweise einmal an einem Hamburger. Die Wall Street bekam ihren Namen von einem Schutzwall gegen die Indianer, Warren Ellis flicht solche Referenzen immer wieder ein. Auch Sing Sing wurde auf dem Land der Ureinwohner erbaut, die Sint Sinck, ein Stamm der Mohegans, lebte dort einst. „Der Jäger“, den gleich drei Auftraggeber zu benutzen und instrumentalisieren glaubten, auch das ein typisches Warren-Ellis-Amalgam, wird dorthin am Ende zurückkehren.

Zwölf Tage für die Nachricht von Abraham Lincolns Tod
Aber wir sind beim Thema Geschwindigkeit. Der Weg in die Echtzeitwelt, so stellte das Dirk Böttcher 2008 in brandeins dar, „begann mit einer 200-köpfigen Brieftauben-Staffel. Die ließ ein gewisser Julius Reuter im Jahre 1850 zwischen Brüssel und Aachen verkehren. Börsennachrichten aus Paris gelangten so sieben Stunden schneller als auf dem üblichen Weg mit der Eisenbahn nach Deutschland.“ Die Losung von Reuter lautete „Wir müssen die Ersten sein.” So wie 1865 bei der Meldung vom Attentat auf Abraham Lincoln (über den Jerome Charyn gerade einen Roman geschrieben hat). Reuters veröffentlichte die Nachricht, nachdem sie zwölf Tage auf See unterwegs gewesen war, zwei Stunden vor der Konkurrenz.

Warren Ellis, auch für das Magazin „Wired“ aktiv, schrieb 2006 eine wöchentliche Kolumne über Second Life für Reuters, das in dieser virtuellen Welt auch ein Büro unterhielt. Diese Firma ist längst nicht nur ein Nachrichtenlieferant, wie Dirk Böttcher bereits im März 2008 in einer Schwerpunkt-Ausgabe von brandeins zum Thema Tempo klar machte. „In der Echtzeitwelt“, so sein Bericht, bewege man sich in einer Art vierten Dimension, in einem ewigen Jetzt. New York, London, Hongkong und andere Börsenplätze sind auf der Reuters-Echtzeitrennbahn mit einem ultraschnellen Kabelnetz verbunden, durch das der Konzern (Stand 2008) „jeden Tag etwa 30 000 Nachrichten, 1000 Fotos, 200 Filmbeiträge, Hintergrundinformationen zu mehr als 40 000 Unternehmen, Kauf- und Verkaufsorders, Börsennotierungen und andere Informationen verschickt. Der Datenfluss wird gut 1,9 Milliarden Mal aktualisiert, und zwar jeden Tag. In Spitzenzeiten sind das zirka 23 000 Updates in der Sekunde.“

36 500 Tage hat das Echtzeit-Jahr
Die erste Echtzeitplattform wurde vor 22 Jahren im Devisenhandel eröffnet. Mittlerweile macht das weitgehend automatisierte High Frequency Trading an die 70 Prozent aller Börsengeschäfte aus. Für Dirk Böttcher „mutet es an, als sei es gelungen, die Welt schneller zu drehen: Statt an 365 Tagen dreht sich der Planet nun hundertmal so schnell, schafft 36 500 Tage im Jahr. Macht hundertmal so viele Börsentage, an denen es irgendwie hoch und runter geht, hundertmal so viel Geld zu verdienen ist.“ Kontrolliert wird das nicht und zur Bedienung der Computer genügen wenige Techniker und Händler. Mit Algorithmen programmiert, durchsuchen die Maschinen die internationalen Märkte auf winzige Chancen. Die Codes sind Geheimsache. Statt etwa mit einer Order von 500.000 Stück den Preis zu verderben, zerlegen anonymisierte Computer den Kauf in viele Tausende Mini-Pakete, die an den Börsen unauffällig eingesammelt werden. Im Schutz der Echtzeit kommt jede Reaktion zu spät, aber natürlich werden längst Algorithmen trainiert, um andere Algorithmen zu durchschauen. Ross Thomas hätte seinen Spaß an einem solchen Hase-und-Igel-Spiel.

Gerade geht der Kampf um Zeitvorteile – und es ist einer – in die nächste Runde. Denn, so weiß die „Neue Zürcher“: „Zeit ist Geld. Wer mit Handelsalgorithmen arbeitet, kann vor den normalen Händlern Wertpapiere abstoßen oder zukaufen.“ Im März 2014 berichtete die NZZ, dass ein kleines Telekommunikationsunternehmen aus Chicago, Anova Technologies LLC, eine Reihe von Lasergeräten auf Dächern installiert hat. Sie sollen das Datenzentrum der New Yorker Börse NYSE in New Jersey mit dem rund 60 Kilometer entfernten Pendant der elektronischen Börse Nasdaq verbinden. Die Geräte sind die ersten Teile eines Netzes, das bald alle amerikanischen Börsen verknüpfen soll. Genutzt wird diese Technologie schon vom amerikanischen Militär – und zwar in Kampfjets. In der Kommunikation mit dem Cockpit kann jede Millisekunde über Leben und Tod entscheiden. In Europa verbinden derzeit elektromagnetische Mikrowellen die Börsen in Frankfurt und London, über 40 Prozent schneller als Glasfasernetze das vermögen.

Nie mehr wieder hatte ich ein solch irrsinnig schnelles Internet wie vor 15 Jahren, als ich als Teilnehmer am Deutschen Forschungsnetz und Bewohner des unteren Frankfurter Westends (vulgo: Bankenviertel) auf die Glasfaserleitungen der Banken aufgeschaltet wurde. In den USA war den Börsianern ein Zeitvorsprung von ganzen drei Millisekunden wichtig genug, um 2010 von der Telekommunikationsgesellschaft Spread Networks ein mehr als 1000 Kilometer langes Glasfaserkabel zwischen New Jersey und Chicago verlegen zu lassen – und zwar Luftlinie, durch Berge und Flüsse, statt wie sonst entlang von Eisenbahntrassen oder Highways. Von 2006 bis heute hat der Hochfrequenzhandel mit enormem Aufwand die Zeit einer Transaktion von 21 Millisekunden auf 0,25 Millisekunden verringert: von 0,021 auf 0,00025 Sekunden. Gleichzeitig stieg die Zahl der täglichen Transaktionen allein im deutschen Xetra-Handel von 3,8 Millionen im Jahr 2006 auf heute 107 Millionen. Täglich, wohlgemerkt.

Mit den Mächten der Realität selbst anlegen
Auf die seltsame Branche aufmerksam wurde eine breitere Öffentlichkeit erst nach einem Blitzcrash (flash crash) im Mai 2010, der den Dow Jones in kürzester Zeit neun Prozent nach unten riss. Eine Billion Dollar verdampften ins Nichts. Die Flashboys und ihre Superrechner werden für zahlreiche weitere heftige Kursausschläge verantwortlich gemacht. „Wall Street’s Doomsday Machine“ nennt Les Leopold das High Frequency Trading und rechnet damit in einem Sachbuch ab: „How to Make a Million Dollars an Hour: Why Hedge Funds Get Away with Siphoning Off America’s Wealth“ (2013).

„Es ist das größte Spiel der Welt, und wer es gewinnen will, muss sich mit den Mächten der Realität selbst anlegen“, heißt es in „Gun Machine“, gemeint sind damit die Lichtgeschwindigkeit und die Gesetze der Physik. Der archimedische Punkt des Romans ist ein altes Mietshaus in der New Yorker Pearl Street, in dem die Polizei ein Apartment voller Waffen findet, die allesamt Mördern und Serienmördern gehörten. All diese sorgsam in ein Muster (i.e. eine Karte) eingepassten Waffen, und es gibt da noch freie Plätze an den Wänden, zielen auf ein Gesamtbild, auf die Fabrikation einer Gedächtnismaschine, in der die Verbrechen und die Gewalt unserer Zivilisation eine neue Kraft entfalten sollen. Doch das ist nur ein Kraftzentrum dieses Hauses. Es hat auch als ein Knotenpunkt anderer Art eine zukunftsweisende Funktion. Es geht um die Beherrschung der Zeit und schon die Eingangssequenz – auf diese Bedeutung hin wohl von den meisten Lesern nicht als signifikant wahrgenommen – handelt davon:

„Ein Notruf ist wie ein Schmerzsignal, das eine kleine Ewigkeit braucht, um vom Schwanz eines Dinosauriers hinauf zum Hirn zu wandern. Der träge Brontosaurus des NYPD-Informationsnetzwerkes registriert die flinken, hoch entwickelten Säugetiere der Telefondaten, WLAN-Wellen und Finanzsektor-Transaktionen nicht mal, die im Territorium des 1st Precinct durch seine Füße huschen.“

Sich das Kapital der Erde einverleiben
In Kapitel Zehn, auf den Seiten 52 ff, sucht Detektive John Tallow den Chef des Finanzkonzerns Vivicy auf, der das Gebäude in der Pearl Street aufgekauft hat. Vivicy sitzt in einem Wolkenkratzer, „der einem veralteten Raumschiff auf der Abschussrampe ähnelte – einem melancholischen Raumschiff, das seit der Rezession auf dem Abstellgleis ausharrte und darauf wartete, dass endlich jemand genug Geld hatte, um es vollzutanken und in den Himmel zu katapultieren“. Im Innern aber, registriert Tallow, erinnert das Gebäude nicht mehr an ein Relikt aus vergangenen Zeiten, „vielmehr schien es nur abzuwarten, bis es sich das gesamte Kapital der Erde einverleibt hatte, um sogleich zu neuen Territorien aufzubrechen“. Tallow konfrontiert den Finanzmagnaten Andrew Machen:

„Wollen Sie noch mehr Büros bauen? Sie haben hier doch reichlich Platz.“
„Tja, Detective, damit nähern wir uns der dunklen Kunst des Finanztransfers und dafür beschäftige ich tatsächlich einen Zauberer. Es geht um Ping.“
Tallow beschloss, lieber sein Notizbuch auszupacken. „Ich fürchte, ich weiß nicht ganz, was das sein soll.“
„So nennt es mein Zauberer. Ping – die Zeit, die eine Information braucht, um von meinem Computer zur New Yorker Börse und wieder zurück zu wandern. Jede denkbare Finanztransaktion hängt an der Geschwindigkeit, mit der eine Chance erfasst und und ein Geschäft abgeschlossen werden kann. Das Grundstück in der Pearl Street hat einen außergewöhnlich guten Ping… Mein Zauberer hat es mir anhand von Karten, Wartungszyklen, geschichtlichen Begebenheiten, ja sogar Bodenverhältnissen erklärt. Der Kabelwust unter unseren Füßen wurde ja nicht alleine für uns im Finanzsektor installiert – sonst würden ja alle Leitungen zur Wall Street führen, nicht wahr? Die Kabel, die uns mit den Börsenrechnern verbinden, wurden nicht in Luftlinie verlegt und haben auch nicht alle dieselbe Qualität. Das wechselt von Glasfaser zu Kupfer und wieder zurück … und die Stränge umrunden ganze Blöcke, wenn sie eigentlich nur die Straße überqueren müssten… Und das wirkt sich alles auf den Ping aus.“

„Eine Verzögerung im Datenfluss von nur fünfzig Millisekunden kann darüber entscheiden, ob wir tagsüber reich wie Pharaonen werden oder abends die letzte Packung Asianudeln aus dem Schrank fischen und auf grüne Krümel untersuchen müssen“, heißt es in „Gun Machine“. Die echten Karten der Metropolen der Welt, so Warren Ellis, sind unsichtbar. „Sie existieren im Untergrund, als WLAN-Wolken oder Satellitenverbindungen. Global gesehen haben die Finanzmärkte vor allem ein Problem: die Lichtgeschwindigkeit… Ich kenne einen Typen in Bonn, der glaubt, dass er ein Heidengeld verdienen kann, indem er eine künstliche Insel mit einem Handelsplatz mit Sat-Verbindung im Arabischen Meer schwimmen lässt. Denn dadurch würde er sechs verstopfte Systeme und die unvermeidliche Verzögerungen in ihren Lichtkegeln umgehen.“

Wer mit Nietzsche in den Abgrund schaut …
„Normal“ wird der nächste Roman von Warren Ellis heißen, beim feinen New Yorker Verlag Farrar Straus & Giradoux als FSG Originals-Paperback für den 4. November 2014 angekündigt: „A smart, tight, provocative techno-thriller straight out of the very near future.“ Um den Blick in den Abgrund soll es gehen, der laut Nietzsche in uns zurückschaut, um jene zwei Sorten von Menschen, die von Berufs wegen in die Zukunft denken. Das gibt es die „vorausschauenden Strategen“, die an das Gute denken und wie es zu uns kommt, und da sind die „strategischen Vorausschauer“, die an geopolitische Unruhen, an Drohnenkrieg und Weltuntergänge denken. Beides kann man nicht lange machen, ohne dass der Abgrund zurückschaut. Wer sich da verfranst, der braucht eine Auszeit. Am besten in Normal Head, Oregon, in einem Versuchswald in der Wildnis. Als dort ein Patient verschwindet, wird all dem der Boden weggezogen. Hier die Verlagsankündigung im Original:

„There are two types of people who think professionally about the future: foresight strategists are civil futurists who think about geo-engineering and smart cities and ways to evade Our Coming Doom; strategic forecasters are spook futurists, who think about geopolitical upheaval and drone warfare and ways to prepare clients for Our Coming Doom. The former are paid by nonprofits and charities, the latter by global security groups and corporate think tanks.

For both types, if you’re good at it, and you spend your days and nights doing it, then it’s something you can’t do for long. Depression sets in. Mental illness festers. And if the “abyss gaze” takes hold there’s only one place to recover: Normal Head, in the wilds of Oregon, within the secure perimeter of an experimental forest.

When Adam Dearden, a foresight strategist, arrives at Normal Head, he is desperate to unplug and be immersed in sylvan silence. But then a patient goes missing from his locked bedroom, leaving nothing but a pile of insects in his wake. A staff investigation ensues; surveillance becomes total. As the mystery of the disappeared man unravels in Warren Ellis’s Normal, Dearden uncovers a conspiracy that calls into question the core principles of how and why we think about the future—and the past, and the now.“

fette300Ross Thomas unterscheidet folgendermaßen in „Fette Ernte“:

„Eigentlich gibt’s zwei Typen von Spekulanten. Chartisten und Fundamentalisten. Chartisten halten sich an die Analyse von Preisbewegungen. Zeichnen nette kleine Diagramme oder Charts. Charts sagen ihnen, wann sie verkaufen, wann sie kaufen, wann sie aufs Klo gehen sollen. Fundamentalisten sind natürlich falsch benannt. Sie betrachten das große Bild. Wetter, Hungersnöte, Regierungen, Dinge dieser Art.“

Heutzutage stehen beiden Typen ungeheure Rechnerleistungen zur Verfügung. Bizarrer weise steigert das die Irrationalität und die Fieberkurven der Märkte. Börsennachrichten ähneln schon lange Krankengeschichten, die der normale Fernsehzuschauer nicht versteht – und auch nicht verstehen soll.

Der Wachhund, der nicht bellt
Aktuelle Gewinner der Krim-Krise übrigens, auch dies eine Anmerkung zur Gültigkeit von Ross Thomas, sind Agrarwerte. „Wo hätte man sein Geld nur im ersten Quartal am besten angelegt? Die Antwort ist eindeutig: In Agrarwerten!“, schreibt die FAZ vom 2.4.2014. Kaffeee verteuerte sich um 60 Prozent, magere Schweine um 50, Mais um 20 Prozent, Ethanol sogar um 81 Prozent. Der Goldpreis stieg in dieser Zeit um 7 Prozent. An den Börsen wird in diesen Wochen über diese sogenannte „Putin-Prämie“ gejubelt.
Der Finanzautor Michael Lewis, hervorgetreten unter anderem mit „The Big Short. Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte“ (2010), befeuert gerade mit seinem Enthüllungsbuch „Flash Boys“ die Debatte über den Hochfrequenzhandel, der – gleichwohl (noch) legal – die Aktienmärkte in erheblichem Umfang zu manipulieren vermag. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC und auch das FBI ermitteln inzwischen.

Spannend ist sie, die Wirklichkeit, aber – bleiben wir hier nur bei der Finanzwelt – viel zu selten fundiert vorgetragener Stoff von Kriminalromanen. Deren Autoren haben Gesellschaft. „The Watchdog That Didn’t Bark“ heißt das aktuelle Buch von Dean Starkman, in dem er das Versagen und Verschwinden des investigativen Journalismus im Zuge der Finanzkrise anprangert. Die Stapel in den Buchhandlungen favorisieren eben doch lieber Krimis, die der Mimi zum Einschlafen dienen (sollen) …

PS. Canary Wharf in den Londoner Docklands, wo an der Adresse 30 South Colonnade die Zentrale von Thomson Reuters steht, wird auf kalt-bös-realistische Weise skizziert in Zoe Becks Thriller „Brixton Hill“.

PPS. Seit Januar 2014 gibt es bei DC Comics die gesammelten 27 Planetary-Geschichten als „The Planetary Omnibus“ im Hardcover. 864 Seiten geballter Warren Ellis. Derzeit arbeitet der an der Südküste Englands lebende Autor an einem Nonfiction-Buch über die Zukunft der Städte. Leser und Fans informiert er beständig auf seiner Webseite und über Twitter.

PS. Die Filmrechte von „Gun Machine“ waren schon vor Erscheinen im Januar 2013 bei Mulholland Books an Chernin Entertainment verkauft, die das Projekt für den nicht gerade als progressiv berüchtigten Fernsehsender FOX entwickeln wollte. Daraus ist bis heute nicht richtig etwas geworden.

Alf Mayer, culturmag 5. April 2014

 

gunmachine300

 

Warren Ellis: Gun Machine 

Deutsch von Ulrich Thiele

München: Wilhelm Heyne Verlag 2013

383 Seiten. 8,99 Euro

zum Buch

Zur Homepage von Warren Ellis.