Polit-Kino mit Action und Gefühl. Auf diese Kurzformel lässt sich der Film bringen. Publikumswirksamkeit ist also angesagt. Doch der Gehalt geht dabei nicht verloren!
Der aus dem Iran stammende, seit Jahren außerhalb seiner Heimat arbeitende Regisseur Rafi Pitts beleuchtet in seinem neuen Spielfilm Grundfragen der so genannten westlichen Welt. Allen voran die: Ist der Mensch dem Profitstreben unterzuordnen? Gespiegelt wird die Problematik anhand der Geschichte des 19-jährigen Mexikaners Nero (Johnny Ortiz). Er ist illegal im US-Bundesstaat Kalifornien, hier ist er aufgewachsen. Man hat ihn rausgeworfen, ab nach Mexiko. Doch Nero will in den USA leben. Die Staatsbürgerschaft kann er legal bekommen, wenn er es zurück schafft und sich dann als Green-Card-Soldat an die US-Armee verkauft. Der Fronteinsatz kann ihm das gewünschte Stück Papier bringen – oder den Tod…
Rafi Pitts fackelt nicht lange und spitzt die Geschichte sofort zu. Das bringt Spannung. Schnell wird klar: all die schönen Geschichten vom Aufstieg des Tellerwäschers zum Millionär sind nichts als einfach nur schöne Geschichten. Nero erlebt das hautnah. Dann geht’s auf einen Kriegsschauplatz. Hier weist die Erzählung ohne Wenn und Aber auf den Knackpunkt: Geld ist das A und O. Der Mensch zählt nichts. – Vordergründiges Agitieren bleibt aus. Rafi Pitts setzt, insbesondere auch mit der Bildgestaltung, auf handfestes Kino. Dabei gerät die Kritik an einer allein auf den Mammon setzenden Gesellschaft aber nie ins Hintertreffen.
Am Ende wird eine Wüstenlandschaft zur Metapher für die Schieflage der Welt: Hier, im Nichts, gibt es nur Trugbilder. Der Schein ist alles. Träume haben kaum mehr eine Chance. Man geht, gefesselt und bewegt vom Schicksal des Protagonisten, mit einer bösen Frage nach Hause: Ist die Würde des Menschen wirklich unantastbar?
Peter Claus
Bilder: © Twenty Twenty Vision Filmproduktion / The Match Factory
Soy Nero, von Rafi Pitts (Deutschland, Frankreich, Mexiko 2016)
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