Laura Bispuris Debütfilm „Sworn Virgin“ ist von irritierender Intensität. Was vor allem Hauptdarstellerin Alba Rohrwacher zu danken ist. Sie spielt eine junge Frau aus den albanischen Bergen. Diese Hana entflieht einer Zwangsverheiratung, indem sie sich der ewigen Jungfernschaft verschwört. Entsprechend alten Traditionen wird sie damit als Mann behandelt, nennt sich fortan Mark und darf ein Gewehr benutzen. Doch sie findet keine Erfüllung. Drum macht sie sich eines Tages auf nach Italien, zur Familie ihrer Halbschwester. Langsam entdeckt sie andere Lebensmöglichkeiten. Doch wird sie die für sich nutzen können?
Sehr leise beleuchtet der Film das oft schwierige Verhältnis von Tradition und Moderne. Vieles, was Hanas Charakter erhellen könnte, bleibt im Dunkel ungesagter Worte. Lediglich Sprünge in den Zeitebenen, von der Kindheit bis in die Gegenwart der Erzählung, geben hier und da Hinweise. Alba Rohrwacher, auf den ersten Blick, wie so oft, spröde anmutend, gelingt es, die Spannung zu halten. Wie fremd einem das Gezeigte auch ist: Dank ihres Spiels möchte man wissen, wie es mit Hana weitergeht.
Laura Bispuri, die Regisseurin, hätte allerdings durchaus etwas kräftiger inszenieren dürfen. Manches bleibt doch derart im Vagen, dass man sich keinen Reim darauf machen kann. Dabei sind die Szenen in den Bergen, dominiert von der rauen Landschaft, die stärksten. Da wird, ohne vordergründige Verweise, die Abhängigkeit des Einzelnen von seiner Umwelt schnell klar. Später dann, besonders im überraschend leichtfüßigen Finale, atmen die Bilder nicht mehr die gleiche Dringlichkeit, verharren im Ungefähren. Da ist man denn als Zuschauer ganz auf die eigene Imagination angewiesen. Das ist im Vergleich zu der Flut an Filmen, die jede Regung erläutern, jedes Detail der Handlung bis ins Kleinste erklären, durchaus angenehm. Man darf im Kino seinen Kopf gebrauchen.
Peter Claus
Bilder: Drei Freunde
Sworn Virgin, von Laura Bispuri
(2015 / Italien , Schweiz , Deutschland , Albanien , Frankreich)
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