Catherine Corsini blickt auf die eigene Jungend zurück, ins Frankreich der frühen 1970er Jahre, Paris insbesondere. Dabei fokussiert sie vor allem auf die Prozesse einer möglichen sexuellen Emanzipation. Reflektiert wird dies anhand der Geschichte einer 23-jährigen Bauerntochter: Delphine (Izïa Higelin) geht nach Paris, gerät in feministische Zirkel, verliebt sich dort in die attraktive Carole (Cécile de France), erlebt eine große Liebe, Leidenschaft und Leid inklusive.
Schade, dass Catherine Corsini die Story in der Vergangenheit angesiedelt hat. Spannender wäre es, sich damit auseinanderzusetzen, dass die Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit in West-Europa in den letzten Jahren wieder zugenommen hat. Aber es ist, wie es ist. Und als Liebesdrama funktioniert der Film. Was insbesondere der Präsenz der Akteure zu danken ist. Schön auch: Hier wird nicht pauschal gegen Männer an sich gewettert. Es geht tatsächlich um Gleichberechtigung. Dabei waltet eine schöne Gelassenheit, die auch die erotischen Szenen bestimmt. Schockierend ist da nichts, freizügig ja, aber nie so gedreht, dass man als Zuschauer das Gefühl bekommt, man schaue durch ein Schlüsselloch. Ein Vergnügen also in vielfacher Hinsicht.
Peter Claus
Bilder: Alamode Filmverleih
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