Bille August hat schon so manchen Film geliefert, der dem Kitsch gefährlich nahe kommt. Nun also ein Drama zum Thema Suizid? Da läuten sämtliche Alarmglocken. Aber: überflüssiger Weise. Dieses Mal hat er die notwendige Balance von Emotionen und Lakonie geradezu perfekt getroffen.
Die Story folgt zunächst den Mustern solcher, nun ja, schon oft erzählten Geschichten um Menschen, die das Leben auf eigenen Wunsch beenden möchten, weil sie, todkrank, nicht an Schläuchen und Geräten zur Lebensverlängerung fern von wirklicher Lebensqualität enden möchten. Auch hier: Verständnis für die Entscheidung. Doch der Blickwinkel auf das Geschehen verschiebt sich: Ins Zentrum rücken die, die zurückbleiben werden, die der Entscheidung nicht zustimmen, sie aber hinnehmen müssen. Und er blickt auf eine entscheidende Frage: Wie soll es sein, das Leben, das noch bleibt bis zum selbstbestimmten Datum?
Da sind sensible schauspielerische Leistungen gefragt. Bille August hat aus seinen Akteuren das Beste herausgeholt. Jede und jeder agiert mit Feingefühl. Tränendrüsendrückerei bleibt völlig aus. Und weil so sensibel gestaltet und gespielt, stellt sich tatsächlich eine tiefe Erschütterung ein. Und man wird dazu gebracht, über die Endlichkeit des eigenen Daseins nachzusinnen, darüber, ob man die Zeit, die einem gegeben ist, klug nutzt.
Peter Claus
© Movienet Filmverleih
Silent Heart – Mein Leben gehört mir, von Bille August (Dänemark 2014)
Teaser Foto Startseite Andreas -horn- Hornig – Own work CC BY-SA 3.0
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