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Arm contra reich, deutsch contra griechisch, Junge contra Etabliert. Die Story platzt nur so von Contras. Weniger wäre mehr gewesen.

Die Story dreht sich um zwei Frauen, um die junge Griechin Elena (Chara Mata Giannatou), warmherzig, impulsiv, die in Deutschland auf eine Perspektive hofft, und um die schon etwas ältere Tessa (Jördis Triebel), auf den ersten Blick eine schreckliche Helikopter-Mutter, die es geschafft hat–  tolle Ehe, Vermögen, guter Job. Elena arbeitet für Tessa und deren Mann als Kindermädchen. Was, auf Grund der Unerfahrenheit von Elena, in eine schreckliche Situation führt. Das Kind, etwa eineinhalb, ist eines Tages verschwunden. Elena flieht überstürzt nach Athen. Tessa reist ihr nach. Und was dann folgt, ist eine arg überzogene Seelenverwandtschaftsoper.

Christian Zübert erzählt einen Großteil des Geschehens zwei Mal, erst mit Blick auf Elena, dann auf Tessa. Das ist von Reiz. Doch es bringt nicht wirklich mehr Gewicht oder gar Spannung. In der Erzählung wirkt vieles zu gewollt, zu konstruiert.

Die beiden Hauptdarstellerinnen entschädigen mit intensivem Spiel. Chara Mata Giannatou darf auf jugendliche Naivität setzen, überzieht das aber nicht, hat auch energische Momente. Jördis Triebel meistert den schwierigen Part der doppelgesichtigen Frau zwischen Beruf und Privat, Selbstverwirklichung und Verzicht, schlichtweg mit Bravour. Man meint, hat man Tessa erst einmal in all ihrer Vielfalt kennengelernt, in Bruchteilen von Sekunden verschiedenste Regungen in ihrem Gesicht wahrzunehmen. Ihr zuzusehen und gleichsam mit ihr auf den Leidensweg zu gehen, ist bei aller Anstrengung verblüffend mitreißend.

Peter Claus

© Wild Bunch Germany

Ein Atem!, von Christian Zübert  (Deutschland 2015)