Diese Doku greift einem ans Herz. Und das nicht aus sentimentalen Gründen!
Regisseurin Amy Berg hat Archivmaterial von Auftritten der legendären Janis Joplin, mit Privatem, einigen Interviews, alten Fotos und neu aufgenommene Statements von Wegbegleitern der Sängerin und – insbesondere – Auszüge aus Briefen von ihr zu einem faszinierenden Porträt vereint. Da wird nicht die Legende der 1970 verstorbenen Künstlerin beleuchtet, sondern deren Persönlichkeit. Verklärung fällt aus. Janis Joplin wird als Frau erkennbar, die den Ruhm suchte und dann, als sie ihn errungen hatte, nicht damit umgehen konnte. In einer zentralen Sequenz, sie zeigt Aufnahmen aus dem Jahr 1970, sieht man die damals 27-Jährige, und man ist schockiert: Die junge Frau wirkt alt, ungepflegt, ausgebrannt. Sie kratzt sich unentwegt, mutet leicht verwirrt an, kann simple Fragen nicht beantworten. Man sieht ein Drogenopfer. Und die Kumpane von damals erzählen, wie froh sie sind, dass sie aus dem Sumpf herausgefunden haben …
Ganz leichtfüßig spiegelt die Doku das gesellschaftliche Aufbegehren in den USA der 1960er Jahre. Man sieht junge Leute ohne Zahl, die die Welt verändern wollten. Wo sind sie geblieben?
Peter Claus
Bilder: Arsenal
Janis: Little Girl Bluy, von Amy Berg (USA 2015)
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