Der Sommer mit Mamã
Kino aus Brasilien – viel zu selten hierzulande im Programm. Freilich: Ein Großteil der Produktion des Landes bietet nichts als das Niveau von Telenovelas. Sowas funktioniert in Deutschland sicher nicht. Dieser Spielfilm aber könnte ein großes Publikum anlocken.
Gespiegelt werden schwergewichtige soziale Probleme, die Ungerechtigkeiten, die sich aus unterschiedlichen Klassenzugehörigkeiten ergeben. Dort schuftet Val als Haushälterin, Babysitter und Mädchen für alles. Die feinen Herrschaften schwatzen gern, dass Val zur Familie gehöre. Was nur eine Floskel ist. Die Grenze zwischen oben und unten wird streng gewahrt. Diese Grenze aber will Vals Tochter einreißen. Als sie zum Studium nach Sao Paulo kommt bewegt sie sich völlig frei, badet im Swimmingpool und schert sich auch sonst nicht um Konventionen. Konflikte sind damit programmiert
Regisseurin Anna Muylaert bietet eine runde Satire. Mancher Charakter und manche Szene geriet ihr gar zur Karikatur. Die Anklage sozialer Ungerechtigkeit wird damit konturenscharf dem Lachen Preis gegeben. Schade nur, dass es gegen Ende ein wenig süßlich wird. Dennoch: sehenswert!
Peter Claus
Bilder: Pandora
Der Sommer mit Mamã, von Anna Muylaert (Brasilien 2015)
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