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Im englischsprachigen Raum gehört Thomas Hardys Roman noch heute zum Standard jedes gutbürgerlichen Bücherschranks. Die Verfilmung aus dem Jahr 1967 („Die Herrin von Thornhill“) läuft auch im deutschsprachigen Raum immer mal wieder nächtens im Fernsehen.

Die Story in Stichworten: Die schöne Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) schätzt nichts so sehr wie ihre Unabhängigkeit. Was in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England zu Konflikten führen muss. Und da sie gleich drei Verehrer hat, wuchern die heftig …

Da dräut der Kitsch an allen Ecken und Kanten. Doch der dänische Regisseur Thomas Vinterberg, einer der Protagonisten der Dogma-Bewegung, fährt souverän daran vorbei. Ästhetisch hält er sich an die Vorgaben klassischer Literaturadaptionen: Er offeriert visuelle Pracht und psychologische Tiefe in nahezu perfektem Einklang. In knapp zwei Stunden wird die einige Jahre umfassende Geschichte so zum spannungsgeladenen Bilderbogen. Wobei die Spannung auch daraus resultiert, dass Drehbuch und Regie gekonnt den Zustand verschiedener gesellschaftlicher Schichten im spätviktorianischen England reflektieren. Und mit Carey Mulligan wurde eine Hauptdarstellerin engagiert, die trotz aller Kostümierung immer einen Hauch heutigen Denkens einbringt. Verglichen mit Julie Christie in John Schlesingers vor einem halben Jahrhundert herausgekommener Verfilmung des Buches unter dem Titel „Die Herrin von Thornhill“ wirkt Carey Mulligan dazu weniger düster, viel leichter, gelegentlich sogar selbstironisch. Das gibt selbst den Szenen, da die Gefühle überaus heftig toben, eine schöne Glaubwürdigkeit und sorgt dafür, dass die nach wie vor angesagte Auseinandersetzung mit dem Thema „Selbstverwirklichung“ nie gestrig anmutet.

Peter Claus

Bilder: Fox

Am grünen Rand der Welt, von Thomas Vinterberg    (Großbritannien / USA 2015)