Vor 20 Jahren gewann der Argentinier Eugenio Zanetti als Ausstatter des US-amerikanisch-britischen Historienschinkens „Restoration – Zeit der Sinnlichkeit“ einen „Oscar“. Berühmt ist er als Opernregisseur, der auch gern mal Musicals oder Sprechtheater-Klassiker inszeniert. Nun also präsentiert er sich als Filmregisseur.
„Amapola“ nutz Shakespeares „Sommernachtstraum“, um sich mit der jüngeren Geschichte Argentiniens auseinanderzusetzen. Vor allem die Zeit der Diktatur wird reflektiert. Der Traum wird also zwangsläufig zum Alptraum. Dem aber stellt sich der Film nicht wirklich. Vollkommen auf Versöhnung fixiert, glättet er, verbrämt, zeichnet weich. Die Geschichte der schönen Ama, die, elfengleich im Reich der Magie beheimatet ist, die zum Beispiel die Zukunft voraussehen kann, schwelgt bei aller Brutalität, die angedeutet wird, in Romantik. Realität und Träume und Bühnenwirklichkeiten (Achtung: Shakespeare!) sind geschickt miteinander verwoben. Und wenn Geraldine Chaplin auftritt, hält man im Banne würdevoller Schönheit einfach nur den Atem an. Leider setzt dabei auch das Denken aus.
Zanetti schwelgt in üppigen Bildern, Farben, einer Art Bollywood-Zauber auf Lateinamerikanisch. Das ist schick und visuell bestechend. Doch der Versuch, damit politische Entwicklungen zu kommentieren, scheitert. So erreicht der Film die Güte entzückenden Naschwerks. Weil jedoch vom Film selbst suggeriert wird, es gehe um mehr als reine Unterhaltung, bleibt ein bitterer Beigeschmack.
Peter Claus
Bilder: Fox
Amapola – Eine Sommernachtsliebe, von Eugenio Zanetti (Argentinien 2015)
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