Acht Romane um den Privatdetektiv Simon Brenner hat der Österreicher Wolf Haas bisher veröffentlicht. Mit diesem Spielfilm nun gibt’s bereits die vierte Adaption fürs Kino. Wieder hat Haas das Drehbuch mit Regisseur Wolfgang Murnberger und Hauptdarsteller Josef Hader gemeinsam verfasst. Wieder ist gute Unterhaltung dabei herausgekommen. Wieder ist klar: es kommt nicht auf den äußerlichen Thrill an. Entscheidend sind die Charakter- und Milieustudien. Allein sie garantieren Spannung. Und Komik dazu. Die allerdings ist von bizarrer Art.
Josef Hader spielt erneut mit Verve den abgeranzten Simon Brenner, Ex-Polizist, Privatdetektiv auf Zuruf, Gelegenheitsjobber. Haders Interpretation des Mannes im Abseits ist auch dieses Mal der Clou. 15 Jahre nach Brenners erstem Kino-Gastspiel ist er deutlich in die Jahre gekommen. Er wirkt milder, der Biss ist etwas abgeschliffenen. Doch das Schnoddrige ist ihm nicht abhanden gekommen. Auch nicht das Melancholische. Es geht ihm aber auch echt dreckig: obdachlos und ohne Geld plagt ihn dauernde Lebensangst, die sich in permanentem Kopfschmerz manifestiert hat. Um durchzukommen gibt es nur zwei Möglichkeiten: Suizid oder Rückkehr nach Graz ins abgewrackte Elternhaus. Brenner geht nach Graz. Dort allerdings holt ihn das Gestern mit mörderischer Intensität ein. Es riecht nach Tod. Und die Umstände, die stinken zum Himmel.
In Rückblenden wird die Vergangenheit der Protagonisten, Brenner vorneweg, von Regisseur Wolfgang Murnberger ins Heute geholt. Manchmal ist das ein bisschen zu viel des Guten, bremst mehr als dass es dem Fortgang des Geschehens diente. Zu schnell ist klar, dass Brenner und die einstigen Freunde in der Jugend dem Bösen anheimgefallen sind. Die Folgen sind furchtbar. Spaß und Spannung erwachsen nicht aus der Story, sondern aus dem Spiel der Akteure. Josef Hader trumpft erneut auf, zeigt Simon Brenner als Kauz mit schrägem Charme, dessen sozialer Abstieg nicht nur fremdverschuldet ist. Gerade, weil dieser Typ kein Sonnyboy ist, schließ man ihn ins Herz. Tobias Moretti als korrupter Polizeichef und Nora von Waldstätten als zwielichtige Psychiaterin stehen Hader nicht nach. Sie alle granteln sich durch die düstersten Österreich-Klischees, dass es nur so eine Lust ist. Denn was da so an gesellschaftlichen Gegebenheiten aufgedeckt wird, bestätigt wieder mal die Wolfsgesetze des Kapitalismus‚. Und die gelten nicht nur in Österreich.
Peter Claus
Bild: Warner
Das ewige Leben, von Wolfgang Murnberger (Österreich 2015)
- „Rosenmontag For Future“ Oder: Lachen schult das freie Denken - 9. Februar 2020
- Thilo Wydra: Hitchcock´s Blondes - 15. Dezember 2019
- Junges Schauspiel am D’haus: „Antigone“ von Sophokles - 10. November 2019
Schreibe einen Kommentar