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Fast zehn Millionen Zuschauer haben in Deutschland die französische Komödie „Ziemlich beste Freunde“ belacht. Damit sind die Erwartungen an den neuen Film des Regie-Duos Olivier Nakache und Eric Toledano naturgemäß enorm. Jeder fragt sich, ob die Zwei noch eins drauflegen können.

Nun, das können sie nicht. Aber sie unterhalten auch diesmal gut. Wieder setzen sie auf das Erfolgsrezept einer gekonnten Mixtur von Witz und Dramatik. Und wieder lassen sie gelegentlich gesellschaftkritische Töne anklingen. Hauptdarsteller Omar Sy, Star in schon drei ihrer Filme und durch „Ziemlich beste Freunde“ zu einem Engagement im Hollywood-Blockbuster „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ gekommen, darf wieder voll auf die Tube drücken.

Im Zentrum der Geschichte steht zunächst jedoch die nicht mehr ganz junge Geschäftsfrau Alice (Charlotte Gainsbourg). Ein Burn-out hat sie außer Gefecht gesetzt. Um wieder zu sich selbst zu finden, heuert Alice bei der Sozialhilfe an. Regel Nummer eins,  sich niemals persönlich mit einem Schützling einzulassen, missachtet die Möchtegern-Mutter-Teresa sofort: Tellerwäscher Samba (Omar Sy) bekommt von Alice fast als erstes ihre private Telefonnummer in die Hand gedrückt. Dass der Senegalese zugreift und Alice an sich binden möchte, ist verständlich. Das könnte sein Leben erleichtern. Aber klappt’s?

Nicht allein diese Frage sorgt für Spannung. Zudem wird reichlich Gefühl geboten und locken viele Witze voller zündendem Humor wirklich zu Lachsalven. Die vertreiben dann auch jedes Mal die leisen Anflüge von Kitscht. Charlotte Gainsbourg kommt dabei allerdings nur wenig mehr als der Part einer Edelstatistin zu. Sie darf zuhören, mitleiden und auch mal ein wenig Sprachwitz oder Slapstick beisteuern. Getragen aber wird die mit melancholischen Momenten versehene Erzählung von Omar Sy. Dadurch, dass er der Figur des Samba jede Menge Schwächen mitgeben darf, und diese auch genüsslich, aber nie überzogen, ausstellt, gelingt ihm ein wahrhaftig anmutendes Charakterporträt. Wieder gibt er das liebenswerte Schlitzohr und hat sofort alle an seiner Seite.

Sehr gelungen ist, wie der Film einige ernste Probleme beleuchtet. Etwa den entwürdigenden bürokratischen Umgang mit Asylsuchenden, oder auch die Überlastung derer, die einen Job haben und mit aller Macht, auch mit extremer Selbstausbeutung, versuchen ihn zu behalten. Dabei wird die Story ab und an fast satirisch zugespitzt – zum Beispiel wenn Samba mit all seinen Anstrengungen sich über Wasser zu halten und von der Illegalität in die Legalität zu kommen, beinahe seine Persönlichkeit einbüßt. Da bleibt einem auch mal das Lachen im Halse stecken. Gut so!

Peter Claus

Bilder: Senator

Heute bin ich Samba, von Olivier Nakache und Eric Toledano (Frankreich 2015)