Andreas Dressen hat – durchaus in künstlerischer Nachfolge von Käuten – wunderbare Filme über den Mut kleiner Leute, die versuchen groß rauszukommen, gedreht. In seinem neuen Film wendet er sich Jugendlichen zu, die sich selbst aufgegeben haben. Und hat kaum mehr als dieses eine Faktum zu erzählen.
Basierend auf dem 2006 erschienenen Debüt-Roman von Clemens Meyer zeigt der Film eine Handvoll Freunde in Leipzig. Vor der Wende, Ende der 1980er Jahre, sind sie brave Pioniere. Später dann, Anfang der 1990er Jahre versacken sie in Kriminalität. Wer die DDR als „Ossi“ miterlebt hat, ahnt, welche sozialen Veränderungen, Spannungen, Dramen und daraus resultierende psychologische Konflikte das Leben der Protagonisten zwischen angepasstem Dasein und aufmüpfigem Rebellieren der schlechten Art geprägt haben. Der Film erzählt es nicht, wie er auch den familiären Hintergrund der Anti-Helden kaum zeigt. Statt dessen gibt’s Krawall, und davon sehr viel. Doch das erschöpft sich rasch. Nach etwa einer halben Stunde sind alle Koordinaten gesetzt. Und es bleibt nur noch Langeweile.
Kapitelüberschriften wie „Straßenköter“ oder „Mord in Deutschland“ geben Orientierung. Dramatische Stärke geben sie nicht. Und die fehlt auch den Dialogen. Wer noch mal in dem Roman liest, dem fällt sofort die oft scharfe Sprache auf. Andreas Dresen und sein Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase haben sich für mehr Kunstsinn entschieden. Doch damit haben sie der Geschichte viel von ihrem Biss genommen. Leider stellt sich darum Langeweile ein.
Peter Claus
Bilder: © Pandora Filmverleih
Als wir träumten, von Andreas Dressen (Deutschland 2015)
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