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Es hat „Oscar“-Nominierungen geradezu geregnet. Völlig zu Recht. Insbesondere Hauptdarsteller Michael Keaton hat alle Ehrungen verdient und liegt nun mit „The Imitation Game“-Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch Kopf an Kopf im Rennen.

Die von der Jury in Venedig im Herbst unfassbarer Weise nicht mit Auszeichnungen überhäufte Komödie führt an den New Yorker Broadway, noch immer ein bedeutendesinternationalen Zentrun, wenn es ums Theater geht. Hier will sich der abgehalfterte Hollywood-Action-Mime Riggan Thomson (Michael Keaton) – Jahre nach seinem Erfolg als Supertyp namens „Birdman“ – als ernst zu nehmender Theaterschauspieler beweisen. Er spielt nicht nur die Hauptrolle, er inszeniert auch selbst. Für Produzent Brandon (Zack Galifianakis) ist das ein Alptraum. Dieser Alptraum wird noch grässlicher als der Schauspieler Mike Shiner (Edward Norton) zur Truppe stößt. Der will nicht nur Kollegin Lesley (Naomi Watts) und Riggans Tochter Sam (Emma Stone) birdman_320flach legen, er will vor allem alle anderen Mitwirkenden an die Wand spielen. Riggan muss sich obendrein und „ganz nebenbei“ mit seiner Freundin Laura (Andrea Riseborough) und mit seiner Ex-Frau Sylvia (Amy Ryan) abrackern. Und das Premierendatum rückt näher und näher …

Meisterregisseur Alejandro González Iñárritus erzählt realistisch, ja, auch naturalistisch, und überhöht, surrealistisch. Da stört’s gar nicht, dass Riggan auch mal einige Zentimeter über dem Boden schwebt. Er nimmt als „Birdman“ Gestalt an und fliegt eben mal durch die Häuserschluchten von New York City. Lustvoll spießt er dabei die möglichen und unmöglichen Eitelkeiten und Dummheiten des Theatervölkchens auf. Doch es geht um mehr, es geht um die Verlogenheit einer Gesellschaft, die nur auf äußerliche Erfolge baut, auf Erfolge, die finanziellen Profit garantieren. Das Theater zeigt eine Bühne des Lebens.

Bei allen wunderbaren schauspielerischen Leistungen fesselt der Film in hohem Maße durch seine Form. Nicht nur prägt Jazz-Musik den Soundtrack, der ganze Film kommt einem wie eine optische Umsetzung des Jazz‘ vor. Da schwebt man dann als Zuschauer irgendwann selbst. Kamermann Emmanuel Lubezki hat ganze Arbeit geleistet. Man hat den Eidnruck, dass es so gut wie keine Schnitte in diesem Film gibt, werden die doch vom Kreisen, Taumeln, Fliegen und Rasen der Kamera überspielt. Die scharfen Dialoge voller bösem Witz und viel Lebenswahrheit der düsteren Art ergänzen all das perfekt. Ein Meisterwerk!

Peter Claus

Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit), von Alejandro González Iñárritu (USA 2014)

Bilder Fox