Ein Film zum Streiten. Kunst oder Kunstgwerbe?
Olivier Assayas, der sich mit dem kraftvollen „Carlos – Der Schakal“ Weltruhm erarbeitet hat, gibt sich dieses Mal grüblerisch: Schauspielerin (Juliette Binoche) soll noch einmal in dem Stück mitwirken, mit dem sie als junge Frau berühmt wurde. Klar, dass sie dieses Mal nicht die Rolle von damals, sondern eine andere, die einer älteren Frau spielen soll. Der Regisseur (Lars Eidinger) findet das reizvoll. Marie findet’s eher schrecklich, erinnert es sie doch ans eigene Älterwerden. Gemeinsam mit ihrer Assistentin (Kristen Stewart) geht sie in die Schweizer Alpen, nach Sils Maria. Hier will sie zu sich und einem Standpunkt zum Angebot finden. Klar also, dass viel gegrübelt wird.
Leben und Tod im Banne der Kunst – ein Film der Selbstreflexion. In drei Teile gegliedert, verlangt die Geschichte eine gehörige Portion Unterwerfung vom Zuschauer – unter die Strenge der Gedankengänge, die der Regisseur und seine Filmfiguren ausbreiten. Ungeduldige Kinogänger könnten das als prätentiös empfinden. Tatsächlich ist manche Szene einen Tick zu betulich und lang geraten. Etwas mehr Tempo hätte gut getan. Dennoch: die Fragen, die aufgeworfen werden, gehen über eine „Künstler-in-der-Krise“-Nabelschau hinaus. Deshalb werden trotz esoterischer Einschübe sensible Naturen gefangen genommen.
Peter Claus
Die Wolken von Sils Maria, von Olivier Assayas (Frankreich 2014)
Bilder: NFP
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