Der Titel verspricht Absurdes. Das Versprechen wird eingelöst – mit viel Geschick, Witz und auch Anspruch.
Heisenberg erzählt fern von gängigen Mustern. Das ist sehr erfrischend. Endlich mal keine 08/15-Klamotte. Zwei Männer hetzt er aufeinander: den Gauner Nick (Georg Friedrich) und den Ehrenmann Curt (André Wilms), einen Psychoanalytiker. Der ist in Wahrheit nicht wirklich ein Ehrenmann. Und Nick ist gar nicht so fies, wie man vermuten könnte. Beide haben sehr unterschiedlich motivierte Interessen aneinander – und kommen sich erstaunlich nah. Der Film wird ganz nebenbei zu einer Hymne auf den Wert wahrer Freundschaft. Und auch Feindschaft. Sehr amüsant.
Heisenberg trumpft mit wunderbarer Ironie auf. Da erstarren selbst brutale Gangster vor Ehrfurcht, wenn sie ein tolles Buch entdecken, gibt es eine mörderische Lady (Maria Hofstätter), die es mehr als faustdick hinter den Ohren hat, vergnügen höchst genüsslich zelebrierte Ausflüge ins die Welt der Psychoanalyse. Im Laufe des Geschehens entwickelt sich übrigens auch eine durchaus handfeste Story um Schuld im immateriellen Sinn und ganz banale finanzielle Schulden. Beides lässt sich so ohne weiteres nicht abtragen.
André Wilms und Georg Friedrich sind ein herrliches Paar, schön schräg und doch ganz menschlich. Sie ergänzen sich perfekt. Wilms punktet mit der ihm eigenen Eleganz, Friedrich mit seiner Männlichkeit, beides trägt die Komödie in schönste Höhen ungewöhnlicher Unterhaltung mit dem gewissen Extra, das es viel zu selten im Kino zu entdecken gibt.
Peter Claus
Über-Ich und Du, von Benjamin Heisenberg (Österreich/ Deutschland/ Schweiz 2014)
Bilder: Piffl
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