Seit dem nahezu globalen Erfolg „Willkommen bei den Sch’tis“ gilt Dany Boon als Garant für perfekte Komödienkost. Nun ja: perfekt ist „Super-Hypochonder“ nicht, aber doch wirklich sehr unterhaltsam und sehr komisch.
Dany Boon verkörpert die Titelfigur, einen Typen namens Romain Faubert, der Pillen frisst und tropfen säuft und beim klitzekleinsten Reiz Lebensgefahr wittert. Sein Arzt Dr. Dmitri Zvenka (Kad Merad) verzweifelt an ihm. Irgendwann hat er derart die Schnauze voll, dass er Romain unbedingt heilen will, um endlich Ruhe zu bekommen. Doch das führt natürlich zum Gegenteil. Dafür ist auch Dmitris Schwester Anna (Alice Pol) verantwortlich. Reich verheiratet (und gelangweilt) engagiert sie sich für Flüchtlinge aus dem Land ihrer Vorväter, einer Diktatur namens „Tscherkistan“ im düsteren Osteuropa. Durch sie kommt es zu einer Verwechselung Romains mit dem tscherkistanischen Revolutionsanführer Anton Miroslav (Jean-Yves Berteloot). Und es kommt zu Liebeswirren. Und es kommt dazu, dass Dmitri, statt in Ruhe zu leben, Romais aus einem Gefängnis in Tscherkistan befreien muss. Kurz: Chaos und Amore sorgen für Amüsement.
Klar: die diversen Hypochondrie-Nummern sind lustig. Dany Boon und Kad Merad sind zudem als Komödianten ein wahres Traumpaar. Doch sie haben nicht wirklich viel zu spielen. Und: es fehlt an Gefühlen. Die kommen auch nicht wirklich auf, wenn sie – im Zusammenspiel mit Alice Pol – zum Thema werden. Und wenn’s dann in die Diktatur geht, wird zwar genüsslich auf die Slapstick-Pauke gehauen, doch – weil emotional unterbelichtet – kommt trotz beachtlicher Action nicht wirklich Fahrt auf.
In Erinnerung bleiben vor allem die Kranken- und Krankenhausszenen des Beginns: Dany Boons Kunst des Grimassierens entfaltet sich hier prachtvoll. In „Willkommen bei den Sch’tis“, dem Film, an dem Boon sich nun einmal messen lassen muss, kam dazu eine handfeste, gefühlvolle und spannende Story in Fahrt. Die fehlt dieses Mal.
Peter Claus
Super-Hypochonder, von Dany Boone (Frankreich 2014)
Bilder: Prokino (Fox)
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