Doris Dörrie mag’s harmonisch. Wirklich „zur Sache“ geht’s bei ihr selten. Freundlichkeit liegt über allem Schmutz und Schmerz. Sympathisch ist, dass die Autorin und Regisseurin jedwedem Zynismus konsequent eine Absage erteilt. Schadenfreude hat bei ihr keine Chance. Doris Dörrie liebt ihre Figuren, jede und jeden. Das ist auch dieses Mal so. Allerdings erstickt sie ihre Geschöpfe, die sie zunächst in einem Roman gleichen Titels vorgestellt hatte, damit auch ein wenig.
Die Story in Stichworten: Ex-Hippie-Mutter (Hannelore Elsner) und verhuschte Tochter (Nadja Uhl) samt Hunderl mit Namen Dr. Freud stehen im Zentrum. Eine Reise in die einstige Freie-Liebe-Hochburg Torremolinos bringt Vergangenes in die Gegenwart und diese damit durcheinander. Schnell ist klar: am Schluss wird sich das Kuddelmuddel auflösen und ein Lächeln den Sieg über alle Unbill davon tragen. Wir dürfen das Kino schmunzelnd verlassen. Das ist nett. Doch wir verlassen’s auch ein wenig unbefriedigt. Was vor allem an der mangelnden Zuspitzung von Story, Konflikten und Charakteren liegt. Hier ein Körnchen Lebensweisheit, dort ein Scherz, da mal ein wenig Melancholie. Das wirkt auf Dauer ein wenig breiig. Die Figuren tänzeln durch den Episodenreigen und hinterklassen kaum Spuren. Schade.
Hannelore Elsner und Nadja Uhl werfen natürlich neben ihrem Können auch ihre Persönlichkeiten in die Waagschale. Den Beiden (und den anderen Schauspielern) zuzusehen, ist eine einzige Freude. Klar: Da wirkt auch, dass Doris Dörrie als Schöpferin der Charaktere, eine satte Menschenliebe walten lässt. Die aber wäre viel wirkungsvoller, wenn hier oder da mal ein Ekel aufträte oder wenigsten ein richtig dicker Stolperstein den Gang der Geschichte störte.
Peter Claus
Alles inklusive, von Doris Dörrie (Deutschland 2014)
Bilder: Constantin Film
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