Lovestory als Anti-Kriegs-Poem? Das funktioniert nicht oft. Meist sind die gut gemeinten Melodramen zu süßlich, zu sentimental.
Regisseurin Michaela Kezele aus München umschifft alles drohende Seichte mit einem Bekenntnis zu einer bewusst sanften, ja, poetischen Inszenierung. Im Zentrum der 1999 spielenden Geschichte steht die junge Witwe Danica (Zrinka Cvitešić). Sie entflieht dem Terror des Kosovo-Krieges, indem sie alles versucht, um sich und ihren Söhnen die Illusion einer heilen Welt zu erschaffen, einer durchschnittlichen Welt ohne Hass und Vorurteile. Dabei leben sie in einem fast entvölkerten kleinen Grenzort zwischen Serbien und Albanien. Ausgerechnet bei ihr taucht der schwer verletzte Albaner Ramiz (Mišel Matičević) auf, ein Mann der anderen Seite, ein Feind. Danica kann ihn nicht verraten. Sie muss helfen. Und sie verliebt sich in ihn, wie er sich in sie. Doch von unbeschwertem Glück kann natürlich nicht die Rede sein.
Regisseurin Kezele erzählt vor allem in Bildern. Ausufernde Dialoge braucht es nicht. Erklärungen erst recht keine. Genau deshalb erreicht der Film eine erschütternde Intensität. Dafür gab es schon -x Preise auf verschiedenen Festivals in aller Welt. Dem Film ist zu wünschen, dass sich davon viele Zuschauer anlocken lassen, die es anspruchsvoll im Kino mögen.
Peter Claus
My Beautiful Country, von Michaela Kezele (Deutschland/ Serbien/ Kroatien 2013)
Bilder: Movienet
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