Ein Investmentbanker erzählt. 90 Minuten lang spricht Rainer Voss, durch seine jahrelange Tätigkeit im Bankgewerbe ein Kenner, von dem, was hinter den Kulissen passiert. Regisseur Marc Bauder konnte dafür in Locarno auf dem Festival den Preis in der Sektion „Woche der Kritik“ entgegen.
Tatsächlich bietet er einen überaus spannenden und komplexen Essay zum Thema „globale Finanzkrise“. Der Mut von Voss, der sich juristisch beraten ließ, ist erstaunlich. Erstaunlich ist auch, wie Bauder eine aufregende formale Gestaltung hinbekommen hat. Schauplatz ist ein leeres Bankhaus in Frankfurt am Main, Deutschlands Bankenmetropole. Der Ort wird dank der Ruhe der Bildgestaltung zum bedrohlichen Bild einer Gesellschaft, die sich selbst auffrisst.
Die Aussagen von Rainer Voss werden gelegentlich von TV-Material ergänzt oder kommentiert. Kameramann Börres Weiffenbach kommt Voss sehr nah, rückt ihm jedoch nicht zu sehr auf die Pelle. Blicke in verlassene Räume, endlos scheinende Flure, durch das Glas nach außen setzen wirkungsvolle Akzente. Da Voss sehr verständlich redet, begreift man auch als Laie das unmenschlich-technokratische Bankensystem. Sehr erhellend!
Peter Claus
Master of the Universe, von Marc Bauder (Deutschland/ Österreich 2013)
Bilder: Arsenal
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