Niko von Glasow, für „NoBody’s Perfect“ 2009 mit dem Deutschen Filmpreis geehrt, ist behindert. Er gehört zu den Opfern des Contergan-Skandals. Durch das eigene Schicksal für den Umgang mit Behinderten besonders sensibilisiert, dreht er immer wieder faszinierende Filme. Dabei stellt er seine Partner und Partnerinnen nie aus oder führt sie vor. Er gibt ihnen die Chance auf eine für sie neue Art, die Welt zu erkunden – und das tun sie bei ihm dann immer mit dem Publikum zusammen.
„Mein Weg nach Olympia“ stellt behinderte Sportler und Sportlerinnen vor. Die Paralympics in London 2012 bieten den Anlass. Zu erleben ist zum Beispiel der Bogenschütze Matt Stutzman. Er arbeitet mit den Beinen. Da ist auch die Schwimmerin Christiane Reppe, da ist das Sitzvolleyball-Team aus Ruanda, da sind noch andere. Sie alle wollen gewinnen. Ein Aspekt, der den Autor und Regisseur zunächst gar nicht zu interessieren scheint. Er erkundet, wie die Sportlerinnen und Sportler leben, ihre Hintergründe, ihre Persönlichkeiten. Da er das mit wachem Geist tut, aufmerksam, auch mit Sinn für Humor, findet er natürlich automatisch sehr viel Heraus über Motive und Beweggründe der Protagonisten auch in Bezug auf ihren sportlichen Ehrgeiz.
Niko von Glasow ist sich natürlich der Tatsache bewusst, dass so ein Film oft nah an jene Grenze kommt, die keinesfalls überschritten werden darf: er darf die Behinderten nicht glorifizieren. Die herrlich selbstbewusste Offenheit Niko von Glasows auch sich selbst gegenüber bewahrt ihn davor. Tollste Leistung seines Films: selbst, wer sich nicht für Sport interessiert, Medaillen, Fanfaren, Olympia wird von der Begeisterung der gezeigten Sportlerinnen und Sportler mitgerissen.
Peter Claus
Mein Weg nach Oylmpia, von Niko von Glasow (Deutschland 2013)
Bilder: Palladio Film
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