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Actionfilme, die sich ernst nehmen, gibt es kaum noch. Leider gibt es auch nur sehr wenige der komisch gemeinten Actionfilme, die man als Zuschauer ernst nehmen mag. Da ist es denn eine Freude, mal wieder eine ulkige Klamotte voller Krach-Bumm-Zisch zu sehen, die mehr als das Übliche bietet.

Ein Plus ist schon die Besetzung: Denzel Washington und Mark Wahlberg sind für Regisseur Baltasar Kormákur ideale Interpreten. Der aus Island stammende Regisseur schafft es nämlich, sie neben ihren Darstellungen gebrochener Helden 2guns_320gleich auch noch das jeweils eigene Macho-Image karikieren zu lassen. Das ist von schönem Reiz und wirkungsvoller Doppeldeutigkeit. Damit legen Inszenierung und Schauspiel die Grundlage dafür, dass bei allem lustigen Hau-den-Lukas-Rumgealbere wie nebenbei auch einiges an Gesellschaftskritik aufleuchtet.

Die Story macht erst einmal einfach Spaß: fiese Gangster, zwielichtige Frauen und verbrecherische Gesetzeshüter gestalten den Kampf an der Drogenfront zum Mehrseitenkrieg. Die Agenten Bobby (Denzel Washington) und Stig (Mark Wahlberg) haben dabei ein Problem, das dem Publikum von Anfang an klar ist, ihnen selbst jedoch nicht: Sie glauben, der jeweils andere sein ein ganz übler Gauner. Drum vertrauen sie einander auch lange nicht und spielen damit den Drahtziehern, die Millionen US-Dollar verdienen wollen, in der Mehrzahl ihren bei US-Bundesbehörden angestellten Chefs, zu. Ginge es nach denen, würden Bobby und Stig nach dem Abwickeln des Coups im Knast wenn nicht gar unter der Erde landen. Doch, wir sind im Kino. Die Helden wider Willen bekommen die Chance, sich zu retten. Ob sie diese Chance erfolgreich nutzen können, bleibt jedoch lange ungewiss. Spannung also ist garantiert.

Baltasar Kormákur und seine zwei Drehbuchmitautoren haben sich Einiges einfallen lassen, um die Chose nahezu Durchweg auf Hochtouren laufen zu lassen. Chapeau! Und, da lüpft man den Hut gleich noch mal freudig, sie haben es auch geschafft, den Alltag hinter den Kulissen der US-amerikanische Demokratie-Variante scharf konturiert zu beleuchten. Man staunt, was da so an Dreck zu tage tritt. Erfreulicherweise drängen sich die gesellschaftskritischen Aspekte jedoch nicht in den Vordergrund. Die kann man goutieren. Man kann sich aber auch „einfach nur“ amüsieren. Doch der ganz große Spaß stellt sich erst ein, wenn man auf die kleinen Verweise auf die Sackgassen des „american way of life“ achtet. Da kommt zum Lachen auch Nachdenken – und ein ziemlicher Grusel. Der Film, der das diesjährige Internationale Filmfestival Locarno vor etwa 8000 Zuschauern auf der Piazza Grande als Beitrag außerhalb des Wettbewerbs eröffnet hat, bekam denn auch am Lago Maggiore den Variety Piazza Grande Award. Der Preis der US-Show-Fachzeitschrift Variety geht an Filme, die das Genrekino innovativ vorantreiben. „2 Guns“ hat Auszeichnung absolut zu Recht bekommen.

Peter Claus

2 Guns, von Baltasar Kormákur (USA 2013)

Bilder: Sony Pictures