Eine der Entdeckungen des diesjährigen Filmfestivals Saarbrücken.
Regisseur Cüneyt Kaya offeriert ein überaus unterhaltsames Regiedebüt, in dem vom Zusammenleben Menschen unterschiedlichster kultureller Herkünfte und Hintergründe jenseits von Terrorismus und Gewalt gezeigt wird. Erfreulicherweise setzt Kaya dabei auf Humor, der jedoch nicht von der billigen Sorte ist.
Allerdings stellt er sich mit einer komplizierten, etwas überfrachteten Rahmenhandlung ein Bein: da geht es um einen Ex-Verfassungsschützer, der aussteigen will, und es nicht schafft. Er wird von seinem Arbeitgeber in Berlin-Neukölln in einer miesen Wohnung untergebracht, mit einigen Euro versorgt – und soll „zu sich kommen“. Der Kauf eines TV-Gerätes bringt ihn nicht zu sich, aber zu neuen Freunden – und damit die Hauptgeschichte ins Rollen. Der Deutsche lernt einiges über das Leben von Muslimen und über ihren Alltag in Deutschland. Doch dann will der Verfassungsschutz, dass „ihr Mann“ gegen seine neuen Freunde arbeitet. Der lehnt das nicht nur ab, er wendet sich sogar ans Fernsehen. Da treidelt der Film dann doch recht ungeschickt in einen missglückten Versuch, Genrekino zu zaubern.
Großes Pfund: der Charme des Films. Dazu tragen die Schauspieler viel bei, natürlich die stimmungsvolle Inszenierung ebenso. Schade, dass der Strang um den Verfassungsschutz zu konstruiert und aufgesetzt anmutet. Das nimmt einiges an Wirkung. Dennoch: sehenswert. Der junge Regisseur dürfte noch für einige gute Überraschungen sorgen.
Peter Claus
Ummah – Unter Freunden, von Cüneyt Kaya (Deutschland 2012)
Bilder: Senator
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