Komödien dürfen alles, wenn gut gemacht. Dann dürfen sie auch in Klischees schwelgen. Diese Komödie schwelgt nicht in Klischees, sie badet regelrecht darin. Doch weil nicht gut genug gemacht, stößt das mit Fortschreiten der Handlung immer heftiger auf.
Erzählt wird von zwei jungen Frauen, Schwestern, aus Schottland. Die wollen auf Kuba die Asche ihres Vaters verstreuen. Papa war nämlich mal, zusammen mit der schon lang nicht mehr lebenden Mama, ein Helfer der Revolution. Wie so oft, wird auch in diesem Fall die Reise in die Ferne für die jungen Frauen zu einer Reise zu sich selbst.
Regisseur John Roberts hat mit seinen Hauptdarstellerinnen Eva Birthistle und Charity Wakefield ausgesprochen Glück. Die Beiden zeigen eine Präsenz, die das Interesse an den Figuren lange wach hält. Doch leider wird’s von Szene zu Szene seichter. Da nutzt dann irgendwann auch der Charme und das Können der Schauspielerinnen nicht mehr.
Wirklich originell ist der Beginn des Films: Aufnahmen im Stil von Amateurfilmen zeigen, wie tapfere Schottische vor drei, vier Jahrzehnten versucht haben, den gesellschaftlichen Wandel auf Kuba zu unterstützen. In einer geschickten Montage wird zugleich gezeigt, wie eine der Schwestern heutzutage in ihrem Alltag in Schottland soziales Engagement durchsetzt. Das ist komisch und spannend. Das Folgende entfernt sich mehr und mehr von der Klasse dieses Auftakts. Schade.
Richtig ärgerlich: die Realität auf Kuba wird nicht einmal ansatzweise ernsthaft gespiegelt. Die Zuckerrohrinsel wird als Paradies guter Laune und ungebremster Lebensfreude verherrlicht – frei nach dem Motto „Wir haben uns doch alle lieb!“
Peter Claus
Hasta la Vista, Sister!, von John Roberts (Kuba/ Großbritannien 2012)
Bilder: X Verleih
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