Noch ein Locarno-Film. Das Drehbuch stammt von Sandra Nettelbeck, die auch Regie geführt hat. Als Vorlage diente ein französischer Roman. Geboten wird Schauspielkino. Michael Caine führt ein großartiges Ensemble an. Er spielt Matt Morgan, einen hoch betagten Witwer, der das Leben einfach satt hat. Die Begegnung mit eine jungen Tanzlehrerin lässt ihn noch einmal einiges anders sehen…
Das ist fein, das ist wohlig, das guckt man gern. Nur: es bleibt nicht viel hängen. Und das liegt daran, dass Nettelbeck zu sanft inszeniert hat, alles etwas zu soft ist. Die an impressionistische Gemälde erinnernde Optik begeistert, auch die Schauspieler, dazu fast durchweg die recht trockenen Dialoge – und dann ärgert immer wieder eine über alles geschüttete Musiksauce. Hans Zimmer hat einen Score geliefert, der alles Sentimentale, dass Buch, Regie und Schauspiel vermeiden, in den Film sülzt. Zum Glück sind da Caine und die anderen. Sie sorgen für berührende Momente – und dafür, dass man am Ende die Wut über die Musik verdrängen kann. Da bleibt der Blick von Michael Caine – ins Leere, und doch in die Welt.
Peter Claus
Mr. Morgan’s Last Love, von Sandra Nettelbeck (Belgien/ Deutschland/ Frankreich 2012)
Bilder: Senator
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