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Die kleinen Katastrophen haben oft unerwartet große Folgen – im Positiven wie im Negativen. Genau davon erzählt dieser Film, den die Kunst exzellenter Schauspieler prägt. Maisie (Onata Aprile) ist gerade mal 6. Die Scheidung der Eltern kann sie nicht begreifen und auch nicht verarbeiten. Mutter Susanna (Julianne Moore) spürt das, will ihrem Kind alle Liebe geben, und strampelt genauso hilflos vor sich hin wie die Tochter. Denn die angejahrte Rocksängerin ist alles andere als ein Lieber-Mutti-Typ. Was eine Richterin dazu veranlasst, das Sorgerecht aufzuteilen. Auch Vater Beale (Steve Coogan) muss Verantwortung zeigen. Beide, Mutter und Vater, gehen andere Bindungen ein. Und Beide merken nicht, was sie ihrer glueck_320Tochter zumuten. Maisie muss sehr viel früher als üblich versuchen, selbsständig zu denken und zu handeln, um so ihre Gefühle in den griff zu kriegen. Doch welche Sechsjährige kann das, ohne Schaden zu nehmen?

Es sind die wirklich exzellenten Schauspieler, zu denen auch Alexander Skarsgård gehört, die dem Film Klasse geben. Das Regie-Duo erzählt nahezu konsequent aus der Sicht des kleinen Mädchens. Das entlastet die hoch begabte Onata Aprile, denn dadurch, dass wir durch ihre Augen dabei sind, muss sie nicht alles darstellen, und es verleiht dem Film die Chance, auch mal eine naive Haltung zu bewahren. Trotz des schweren Inhalts erreicht der Film eine erstaunliche Leichtigkeit. Auch das ist in hohem Maße den Akteuren zu verdanken, wirken sie doch durchweg so, als agierten sie mit einem Augenzwinkern. So wird der Film zu einer erstaunlichen Literaturadaption, erstaunlich schon deshalb, weil es Drehbuch und Regie gelungen ist, den Kern der Romanvorlage (die aus den 1890er Jahren stammt) scheinbar mühelos ins Heute zu transportieren.

Peter Claus

Das Glück der großen Dinge, von Scott McGehee & David Siegel (USA 2012)

Bilder: Neue Visionen