Harry (Stephen Dillane) ist Brite. Durch und durch. Doch schon der Name verrät, dass er seine Wurzeln in Griechenland hat: Papadopoulos. Der Mann schwimmt ganz oben, als dicker Fisch in der Geschäftswelt. Doch die Krise schlägt zu, und Harry damit auf dem harten Boden der Armut auf. Immerhin bleibt ihm ein kleines Restaurant, eher eine Bude, das ihm zwar schon ewig gehört, ihn bisher aber kaum interessierte. Doch nun plötzlich ist es die einzige Chance zum Überleben. Also muss der Laden auf Vordermann gebracht werden. Harry und Kind und Kegel und ein reicher Anverwandter (Georges Corraface) haben jedoch vorwiegend nur ziemlich viel Ahnung davon, wie man Geld ausgibt. Wie man es durch ehrliche Arbeit verdient, wissen sie nicht. Klar also, dass ein Chaos ansteht. Doch manchmal wachsen ja selbst die dümmsten Kerle über sich hinaus. Harry kriegt also eine wirkliche Chance, wieder auf die Beine zu kommen.
Spielfilm-Debütant Marcus Markou, dessen familiäre Wurzeln auch nach Griechenland reichen, hat die kleine Geschichte mit Gespür für große Gefühle und handfesten Humor inszeniert. Dabei fragt er geschickt nach den Werten des Lebens, die vielleicht wichtiger sind als materieller Erfolg. Und er beleuchtet zudem außerordentlich pointiert, wie unterschiedliche kulturelle Bildungen ein produktives Mit- und Gegeneinander befeuern können. Markou ist sich dabei nicht zu fein, auch auf Klischees zu setzen. Da er dies jedoch geschickt und pointensicher macht, funktioniert’s.
Die meisten Gags finden ihren Knalleffekt darin, dass Harry sich mit seiner Bruchbude in Konkurrenz zu einem türkischen Döner-Matador begeben muss. Da wird es dann manchmal recht derb. Erfahrungen aus dem wahren Leben, das nun mal oft mehr Schatten als Licht kennt, schlagen unerbittlich zu. Gerade weil die Realität auch mal ihr schmutziges Haupt erheben darf, bekommt der ganz auf Unterhaltsamkeit ausgerichtete Film ordentlich Schwung. Man amüsiert sich prächtig.
Peter Claus
Papadopoulos & Söhne, von Marcus Markou (Großbritannien 2012)
Bilder: Neue Visionen
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