Schwul in Palästina? Undenkbar! Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf. Palästinensische Männer, deren sexuelle Orientierung dem eigenen Geschlecht gilt, müssen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist, unsichtbar (invisible) bleiben. Rückhalt in der Familie oder bei Freunden gibt es so gut wie nie. Nahezu alle Betroffenen tauchen erst einmal illegal in Tel Aviv unter. Mit Glück gelingt die Flucht ins Ausland.
Drei Schicksale beleuchtet der Film – einfühlsam und unspektakulär. Schwul in Palästina und Palästinenser in Israel – das ist derart ungeheuerlich, dass sich auch jegliche Effekthascherei verbietet. Yariv Mozers couragierter Dokumentarfilm erzählt von Verfolgung, Missachtung, Verrat, aber auch von Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Louie, Abdu, und Faris sehnen sich nach einem Asylland. Doch wohin? Und wie? Und vor allem: Leben fern der trotz allem geliebten Heimat?
Flotte Antworten auf die drängenden Fragen bleiben zum Glück aus. Der Film lässt die Realität für sich sprechen, die Bilder der Bedrängnis, die Hilferufe per Mobiltelefon. Die Interviewausschnitte und Diskussionen der Protagonisten untereinander sind ohne Pathos. Wenn dann einer der Männer von den wenigen, die zu ihm stehen, verabschiedet wird, wenn er nächtens einen schwere Koffer hinter sich herziehend in eine ungewisse Zukunft geht, stellt sich beim Zuschauer eine Betroffenheit und eine Wut ein, wie sie alles Gutmenschengerede nicht provozieren könnte.
Peter Claus
The Invisible Men, von Yariv Mozer (Israel/ Niederlande 2012)
Bilder: GMfilms
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