Wer diese Dokumentation gesehen hat, tut sich anschließend schwer damit, beim Sonntagsfrühstück, genussvoll ein Brötchen mit Honig zu essen.
Der Schweizer Regisseur Markus Imhoof versucht, Erklärungen für das weltweit beobachtete Bienensterben zu finden. Beunruhigender Ausgangspunkt: selbst ein Bergimker in der Schweiz, der versucht, seine Bienenschwärme vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen, ist machtlos, auch ihm sterben Tiere weg. Was ihn fast verzweifeln lässt. Ein US-amerikanischer Kollege hingegen, der die Bienenzucht fabrikmäßig betreibt, zuckt nur mit den Schultern. In China, wo das Bienensterben bisher am schrecklichsten ist, müssen schon Menschen per Hand den Pollen von Blüte zu Blüte bringen. Ein Bienenforscher versucht, das Sozialleben der Tiere zu ergründen und daraus Schlüsse für ihre Rettung zu ziehen. Am Schlusspunkt der Reise keimt Hoffnung. Denn zum einen sind die Bienen in Australien noch gesund, zum anderen gibt es an der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko so genannte Killerbienen, die bisher resistent gegen alle Gifte sind.
Markus Imhoofs Großvater war selbst Imker. Dies, und der Umstand, dass eine Tochter des Regisseurs in Australien in der Bienenforschung arbeitet, erklärt das Interesse des Filmemachers. Das erfreulicherweise nicht in Jammern verharrt. Imhoof zeigt, was Sache ist, und fragt nach Wegen aus der Misere. Für die optische Gestaltung setzte er auf die neuesten Möglichkeiten, die Computer- und Digitaltechnik bieten. Dadurch gelangen ihm tatsächlich spektakuläre anmutende Sequenzen, die einen als Zuschauer direkt in die Welt der Bienen eintauchen lassen.
Der Film macht einem drastisch klar, was ein Spruch, der Albert Einstein zugeschrieben wird, wirklich bedeutet: „Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.“
Peter Claus
More than Honey, von Markus Imhoof (Schweiz/ Deutschland/ Österreich 2012)
Bilder: Senator
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