Bei James Dean war es so, auch bei Marilyn Monroe, nun wiederholt es sich bei Michael Jackson und bei Steve Jobs: der frühe Tod taugt zur Legendenbildung – und prima zum Geldverdienen.
Vor knapp einem Jahr verstorben, gilt der Apple-Gründer S. J. als Ikone der Moderne. Behaupten jedenfalls die, denen die Moderne die Dollars, Euros und so weiter auf die Konten spült. Hier ist der Mann in einem Interview aus dem Jahr 1995 zu erleben: durchaus sympathisch, charismatisch, intelligent. Regisseur Paul Sen und Autor/ Interviewer Robert X. Cringley haben das Gespräch, das lange im Archiv schlummerte, mit einigen Kommentaren illustriert. Offenbar vertrauten sie dem viel beschworenen Charisma Jobs’ denn doch nicht so. Schade. Denn was der aus seiner Kindheit, über seine Weltsicht, seine Geschäftsideen erzählt, ist überaus spannend, vor allem dann, wenn er (1995!) die Bedeutung des Internets erläutert. Besonders interessant: Das Interview wurde geführt, als der Konzern Apple scheinbar auf dem totalen Weg ins Aus war und noch niemand wusste, dass Jobs ein grandioses Comeback hinlegen würde.
Computer-Freaks werden den Interview-Film lieben, weil Jobs für sie ein Idol ist. Spannender ist die Sicht aus einem anderen Blickwinkel: Ungewollt belegt der Film, wie Legenden gestrickt und gepflegt werden. Ein Ziel ist dabei ganz sicher, auch nicht eine einzige Möglichkeit zu vergessen, aus dem berühmten Toten Kapital zu schlagen.
Peter Claus
Steve Jobs: The Lost Interview, von Paul Sen (USA 2011)
Bilder: NFP (Filmwelt)
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