Ein junges Elternpaar ist schwer geprüft: das geliebte Baby ist ein Schreihals. Das Kind schläft nur still und friedlich, wenn es im Auto durch die Gegend gekarrt wird. Es steht offenbar auf Geschwindigkeit. 130 Kilometer pro Stunde sind das beste Schlafmittel. Livia (Alexandra Maria Lara) und Marco (Sebastian Blomberg) leiden – unter Zerrüttung ihres Alltags, ausgelöst vor allem durch permanenten Schlafentzug. Bei einem der nächtlichen Ausflüge halten sie an einer Raststätte. Und da passiert Unglaubliches: das Auto wird geklaut. Damit wird das Baby gekidnappt. Das junge Paar, das nicht wirklich kriminell ist, entdeckt das Kind auf dem Rücksitz erst später. Die geschockten Eltern klauen nun auch ein Auto – und hasten ins Nirgendwo, hoffend, ihr Baby zu finden.
Die Ausgangssituation ist schön schräg. Da ist vieles an Fortgang denkbar. Autor Martin Suter, derzeit der erfolgreichste lebende Schriftsteller der Schweiz, lässt die Möglichkeiten des Absurden nahezu völlig aus. Er entwirft anhand der absolut absurden Story ein Bild der bürgerlichen Gegenwart. Und die ist ja an sich überaus absurd.
Lovestory, Road Movie, Krimi und Sozialsatire werden klug vereint. Da stören auch einige holpernde Dialoge nicht. Man hat Spaß – und kriegt einiges zum Nachdenken dazu geliefert. Die Schauspieler sind glänzend. Vor allem Alexandra Maria Lara überzeugt und begeistert, wie sie mit einem Nichts an Aufwand große Wirkung erzielt. Wer sich mit Anspruch amüsieren möchte, wer insbesondere Lust an effektvollem Schauspiel hat, sollte diesen kleinen feinen Film nicht versäumen.
Peter Claus
Nachtlärm, von Christoph Schaub (Schweiz / Deutschland 2012)
Bilder: X Verleih (Warner)
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