Zweifellos: der Psychothriller des Jahres. Problem für Rezensenten: es darf nicht zu viel verraten werden.
Die Geschichte spielt irgendwo am Rande von New York: Die nicht mehr junge aber auch noch nicht alte Eva (Tilda Swinton) wird offenbar rundherum gehasst. Ihr Auto wird mit Farbe verschmiert, sie wird sogar körperlich angegriffen, und alle scheinen das in Ordnung zu finden. Evas Ex-Gatte Franklin (John C. Reilly) lebt hingegen in Frieden und Wohlstand und versucht, die Tochter (Ashley Gerasimovich), die er mit Eva hat, und die bei ihm lebt, zu behüten. Rückblicke erhellen die Geschichte der drei. Die Schlüsselrolle gehört dabei einem vierten Menschen, Kevin (zunächst gespielt von Jasper Newell, dann von Ezra Miller), dem Sohn von Eva und Franklin.
Die Romanverfilmung scheint zunächst nichts Aufregendes zu bieten. Doch das täuscht. Mehr und mehr nimmt Schreckliches seinen Lauf. Eva wird zum seelischen Wrack. Und das Kinopublikum bekommt Herzrasen. Tilda Swinton spielt mit enormer Energie und raffinierter körperlicher Präsenz. Im Film-Finale läuft sie zu explosiver Hochform auf – und schickt Blicke ins Publikum, die tatsächlich töten können. Das ist einer dieser Filme, nach denen man unbedingt mit ein paar anderen netten Leuten zu fröhlichem Plausch einen schönen lichten Ort aufsuchen sollte, um die Verstörung, mit der man das Kino verlässt, loszuwerden.
Peter Claus
We Need To Talk About Kevin, von Lynne Ramsay (USA/ England 2011)
Bilder: Fugu
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