Im Januar, beim diesjährigen Festival um den Max Ophüls Preis in Saarbrücken, gehörte dieser Film, den die Jury bei der Preisvergabe nicht berücksichtigte, zu den spannendsten des Wettbewerbs. Der allerdings war mit vielen guten Angeboten gespickt, so dass es die Juroren tatsächlich schwer hatten.
Der Titel ist trügerisch. Er lässt eine Romanze voller Sonne, Strand und Sexspielchen erwarten. Autorin und Regisseurin Maggie Peren aber geht es um ganz anders, um die Suche nach heutzutage wichtigen und sinnvollen moralischen Forderungen an den Einzelnen wie an die Gemeinschaft. Das wird kraftvoll, gelegentlich auch vordergründig, ins Zentrum gerückt. Maggie Peren verknüpft dazu mehrere Geschichten. Die Eindrücklichste erzählt von einem spanischen Polizisten, der weder für seine drogensüchtige Schwester noch für Flüchtlinge aus Afrika Mitleid aufbringen kann, ehe er so etwas wie eine Läuterung erfährt. Spannend ist auch die Geschichte einer Frau, die unbeschwerten Urlaub machen will, woraus nichts wird, weil sie in die Konflikte um Flüchtlinge hineingezogen wird. Sie will helfen? Doch wie sieht eigentlich sinnvolle Hilfe aus? Erfreulich, dass sich die Autorin und Regisseurin um eine so komplizierte Frage nicht drückt.
Der Film packt vor allem über die Darsteller, wie zum Beispiel Sabine Timoteo als Sonnenhungrige, die unsanft auf der Schattenseite der europäischen Realität landet. Sie lassen über manche Konstruktion der Erzählung hinwegsehen. Und er packt, weil er mutig den Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch wagt, die Story publikumswirksam mit Spannung aufheizt und dabei die Auseinandersetzung mit wunden Punkten im Alltag der westlichen Welt nicht vergisst.
Peter Claus
Die Farbe des Ozeans, von Maggie Peren (Deutschland 2011)
Bilder: Movienet (24 Bilder)
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