Und noch ein Spielfilm aus einem Land, das in Deutschland nicht zu den Dauerlieferanten des Kinos gehört, aus Belgien. Auch in diesem Fall: eine Entdeckung, die lohnt.
Schon die Story ist stark: Der Jugendliche Pim (Jelle Florizoone) und seine Mutter (Eva van der Gucht) passen in keine Muster von gutbürgerlichem Anstand. Neben der Kneipe mit dem Namen „Texas“ sind sie das Originellste weit und breit in dem Nest an der belgischen Nordseeküste. Setzt die Mutter aber zum Beispiel ihr Diadem auf, geht die Post ab. Und wenn Pim es aufsetzt, kann er sich in eine schönere Welt träumen. Mit Nachbarjunge Gino (Mathias Vergels) gibt’s für den pubertierenden Knaben endlich die Chance auf Liebe. Zu schön, um wahr zu sein. So kommt’s auch keineswegs schnurstracks zum Happy End. Die Zeit des Erwachsenwerdens kennt bekanntlich selten rosarote Zuckerstunden.
Der flämische Regisseur Bavo Defurne hat sich vor gut einem Dutzend Jahren mit einigen Kurzfilmen einen guten Ruf als Meister schwuler Themen erarbeitet. Nach stillen Jahren haut er nun mit dieser Romanadaption effektvoll auf die Pauke. Weitgehend in Pastelltönen lässt er die 1960er Jahre wiederauferstehen. Das Gespür für Details, ob nun in der Ausstattung oder in der Zeichnung der Charaktere, hält den Film fern von Sentimentalität. Allerdings vermeidet der Film auch jede Härte in der Schilderung der sozialen Realität. Die Geschichte um die Einsamkeit und die Nöte eines Heranwachsenden bleibt durchgängig freundlich-heiter. Die Klasse der Schauspieler und die Liebe zu den Protagonisten lässt einen jedoch über den Mangel gern hinwegsehen.
Peter Claus
Noordzee, Texas, von Bavo Defurne (Belgien 2011)
Bilder: Salzgeber
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