Nathalie (Audrey Tautou) verliert Francois (Pio Marmai). Ein Unfall reißt ihn aus dem Leben. Die junge Frau ist verzweifelt. Erst lange, lange Zeit später, fühlt sie sich in der Lage, dem Werben eines Mannes (François Damiens) überhaupt nur Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hat sogar den Mut zu einem ersten Schritt, einem Kuss. Die Folgen sind geradezu traumhaft schön. Doch ist dem Glück zu trauen?
Die Story ist klein, dünn, recht vorhersehbar – und zieht einen im Handumdrehen in den Bann. Das liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern. Audrey Tautou gibt der Nathalie mit vielen Höhen und Tiefen eine magische Aura, sorgt dabei mit ihrer darstellerischen Klasse dafür, dass sie nicht wie eine Märchenfigur anmutet. Auch François Damiens hat eine enorme Präsenz. Sein Markus ist absolut Durchschnitt mit Bauchansatz und Halbglatze. Doch Witz und Scharm, die allein schon aus den Augen sprühen, machen ihn zu etwas Besonderem. Beide zuzusehen, ist eine einzige Freude.
Die Brüder David und Stéphane Foenkinos stehen hinter dem Kino-Kleinod. David hat den Roman, der als Vorlage diente, geschrieben, hat ihn zusammen mit Stéphane auf die große Leinwand übertragen. Nach einem Kurzfilm geben die Zwei damit ihr Debüt als Regisseure eines abendfüllenden Spielfilms. Sie mögen offenkundig das klassische Erzählkino. Pure Effekthascherei bleibt aus. Es geht um die Erkundung von Seelenlandschaften. Dabei wird nicht gegrübelt, sondern selbst Schweres geradezu leichtfüßig beleuchtet. Wobei eine sensible Farbdramaturgie dafür sorgt, dass die jeweiligen Stimmungszustände der Protagonisten auch optisch erfahrbar sind. Der raffinierte Einsatz für Musik, Songs inklusive, sorgt zudem für manche Überraschung. Da muten dann sogar abgegriffene Stereotypen, wie der Eiffelturm als d a s Symbol für Paris als Stadt der Liebe originell an.
Die Komödie mit melancholischem Grundton hat einen sehr eigenen Charme, dem sich wohl nur verdammt hartgesottene Naturen entziehen können. Allen, die kluge Unterhaltung mögen, kann man den Film nur empfehlen.
Peter Claus
Nathalie küsst, von David & Stéphane Foenkinos (Frankreich 2011)
Bilder: Concorde
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