Schon „J. Edgar“ und „The Iron Lady“ irritierten, wenn sie nicht gar verärgerten, damit, dass sie Abziehbilder vom Leben berühmter Personen lieferten, ohne sich wirklich um deren (verheerendes) politisches Wirken zu kümmern. Nun also ein Film um Aung San Suu Kyi aus Burma (heute: Myanmar), Gallionsfigur aller Freiheitsliebenden, nicht nur in Asien. Und auch diesmal: Zeitgeschichte schrumpft zu blasser Illustration. Im Vordergrund: Herz-Schmerz, der gelegentlich gar in Kitsch versinkt.
Der Film blickt zunächst ein Vierteljahrhundert zurück: in England leben Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh), ihr Gatte, der Wissenschaftler Michael Aris (David Thewlis), mit den beiden Söhnen in Harmonie. Als die Mutter der jungen Frau auf Grund gesundheitlicher Probleme Hilfe braucht, zieht die Familie nach Burma, ein von politischen Unruhen heimgesuchtes Land. Von Oppositionellen gedrängt, übernimmt Aung San Suu Kyi den Vorsitz der National League for Democracy. Gebeten wird ausgerechnet sie, weil ihr Vater, ein 1947 ermordeter Vorkämpfer der Demokratie, so etwas wie ein Volksheld ist, und sich darum die Verehrung von ihm auch auf die Tochter und damit die Partei übertragen könnte. Aung San Suu Kyi gewinnt die anstehende Wahl. Doch das Militär spielt nicht mit, verhängt einen Arrest über sie und verbietet sogar den Kontakt zu den ihren. Michael, der Brite, versucht, in Europa Hilfe zu organisieren. Ausgang ungewiss.
Der Filmtitel, „The Lady“, übernimmt den Ehrentitel, den die Bevölkerung in Burma Aung San Suu Kyi gegeben hat. Das Bio-Pic über die burmesische Friedensnobelpreisträgerin aber interessiert sich dafür und für den Grund der Verehrung nur am Rande. Regisseur Luc Besson, bekannt als Mann für Actionknaller der gehobenen Art, blickt dafür umso länger auf die Liebes- und Familien-Geschichte. Er tut’s sehr lang, und leider auch sehr gefühlsduselig.
Waren es schon bei „J. Edgar“ und „The Iron Lady“ die Schauspieler, die einen halbwegs versöhnten, ist es auch diesmal so. Michelle Yeoh aus Malaysia fesselt mit einem starken, viele Nuancen bietenden Porträt. Sie war auch in der Vorbereitung die treibende Kraft, holte den Regisseur an Bord, sorgte für Geld. Der Film ist ihr also offenbar ein Anliegen. Schade, dass sie dabei nicht darauf geachtet hat, dass mehr als eine Schmonzette entsteht. Der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wird der Film in keinem Moment gerecht. Michelle Yeoh aber beeindruckt, und das insbesondere in den Szenen, da sie unaufdringlich zugleich die Kraft und die Ohnmacht von Aung San Suu Kyi zeigt. David Thewlis harmoniert bestens mit ihr. Auch er zeigt keinen pappigen Helden, sondern einen Menschen mit Ecken und Kanten, lebensprall und authentisch anmutend.
Freunde exzellenter Schauspielkunst werden gut bedient, politisch interessierte Filmfans nicht. Schade, dass der Gesamteindruck darum recht zwiespältig ausfällt.
Peter Claus
The Lady, von Luc Besson (Frankreich/ Großbritannien 2011)
Bilder: Universum (Walt Disney)
- „Rosenmontag For Future“ Oder: Lachen schult das freie Denken - 9. Februar 2020
- Thilo Wydra: Hitchcock´s Blondes - 15. Dezember 2019
- Junges Schauspiel am D’haus: „Antigone“ von Sophokles - 10. November 2019
Schreibe einen Kommentar