Ein Mann ohne Name, ohne wirklich greifbares Gesicht, ohne Persönlichkeit: er (Mark Ivanir) ist Personalmanager einer Großbäckerei in Israel. Seine Ehe ist im Eimer, die Tochter hält ihn für einen kompletten Versager. Ein Schlaffi, der lustlos durchs Leben schlurft. Da wird eine Frau, die ihm unterstellt war, getötet. Nun muss ihre Leiche in die Heimat transportiert werden, nach Rumänien. Der Personalmanager macht sich auf die Reise und landet schnurstracks in einem Abenteuer, das ihn als Mensch enorm herausfordert.
Im August beim Internationalen Filmfestival Locarno wurde die Tragi-Komödie zu Recht mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Regisseur Eran Riklis („Lemon Tree“) nutzt eine skurrile Geschichte, die in Osteuropa mündet, um ein kritisches Bild seiner Heimat, Israel, zu zeichnen. Kalt, unwirtlich, von Angst und zugleich Hochmut gezeichnet erscheint das Land bei ihm. Verbissen wird das nicht reflektiert. Viele Momente schwarzen Humors brechen das Bild auf.
Alles, was der von Mark Ivanir ganz leicht gespielte Personalmanager in Ost-Europa erlebt, wie Korruption, Verbrechen, Trunksucht, Einsamkeit, Kinderarmut, spiegelt vor allem Sorgen und Nöte Israels. Doch es gibt Hoffnung: Sie wird zunächst vom halbwüchsigen, arg verwahrlosten Sohn (Noah Silver) der Toten symbolisiert. Eran Riklis zeigt dabei die Richtigkeit des alten Spruches von der Einigkeit, die stark macht. Der Knabe und der Mann in den, freundlich gesagt, besten Jahren, müssen zusammen halten, um der Welt die Stirn bieten zu können. Nichts da mit Heldentum. Grips ist gefragt. Wie Riklis das erzählt, ohne ins Grobe zu verfallen oder gar billige Witze einzusetzen, das lässt den Film zur Charakterkomödie reifen. Ein Road Movie, das oftmals sehr streng von gar nicht Komischem erzählt, seine große Wirkung (neben dem Schauspiel) aber aus einem stets spürbaren Humor voller Menschenwürde bezieht.
Peter Claus
Die Reise des Personalmanagers, von Eran Riklis (Israel/ Deutschland/ Frankreich/ Rumänien 2010)
Bilder: Alamode (Filmagentinnen)
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