Vor gut einem Jahrzehnt löste die dänische Drehbuchautorin und Regisseurin Lone Scherfig mit ihrer wahrlich zauberhaften Filmerzählung „Italienisch für Anfänger“ einen Boom an mal mehr, mal weniger gelungenen Kleine-Leute-Komödien aus. Nun wendet sie sich, diesmal allerdings in England, wieder ähnlichen Protagonisten zu: ein Mann und eine Frau, klug, mitten im Leben stehend, erfolgreich, dabei aber nicht in Luxussphären abhebend – und wenn doch, dann ist der Knall auf den Boden der Tatsachen programmiert. Die Zwei entstammen David Nicholls‘ auch hierzulande gut verkauftem Roman.
Obwohl in den USA gedreht, blieben die Originalschauplätze erhalten. Schon mal ein Pluspunkt. Zu oft werden Geschichten in Hollywood amerikanisiert und verlieren damit erheblich an Originalität und Charme. Die Story beginnt am 15. Juli 1988 in Edinburgh: Studentin Emma Morley (Anne Hathaway) aus der Mittelschicht und Reiche-Leute-Sohn Dexter Mayhew (Jim Sturgess) kommen sich näher. Ganz nah kommen sie sich nicht. Sie fassen den Entschluss, sich fortan immer am 15. Juli zu treffen. Was sie dann auch zwei Jahrzehnte lang durchhalten. Sie bleibt ihrem Milieu verhaftet, er steigt auf und dreht durch. Als aber seine Mutter Alison (großartig wie immer: Patricia Clarkson) schwer erkrankt, muss sie trösten. Und das Publikum fragt sich da schon zum wiederholten Mal, wann die Beiden nun endlich, oder ob sie doch nie?!
Ja, das Konzept erinnert an „An Affair to Remember“ und an „Harry und Sally“ und an -x andere Romanzen mit Witz. Trotzdem funktioniert es. Das liegt erst einmal an der clever gebauten Geschichte, die – da hat Lone Scherfig in der Filmversion denn wohl einen großen Anteil – sozial und psychologisch genau die Entwicklungen der Figuren spiegelt, die mal ganz oben, oft eher unten wuseln. Atmosphärisch ist das durchweg stimmig. Noch ein Pluspunkt also.
Und dann ist da das Hauptdarsteller-Duo. Anne Hathaway trumpft nicht allein mit ihrer herben Schönheit auf, sondern auch mit Intelligenz und einem Spiel, das scheinbar von leichter Selbstironie geprägt ist. Hinreißend. Jim Sturgess trumpft besonders dann auf, wenn es fast satirisch wird, er den Absturz der Figur in die Blödheit einer Kokser-Karriere zeichnet. Noch mehr Pluspunkte. Trotzdem sitzt man am Ende, so gut man sich in vielen Szenen unterhalten gefühlt hat, irritiert da und nicht wirklich rundum amüsiert. Was daran liegt, dass Drehbuch und Regie und Darstellung keine knisternde Chemie zwischen Hathaway und Sturgess entfachen konnten. So brillant einige Szenen sind, wie funkelnd mancher Sprachwitz, wie wirklich romantisch einige Augenblicke – es fehlt die Aura des „Traumpaares“. Das Herz gerät nicht in Wallung. Dennoch: Gucken wir, wie viel hohler Blödsinn über die Leinwände scheppert, dann sind wir versöhnt und froh, als Zuschauer mit Lust an leichter Kost ernst genommen zu werden.
Peter Claus
Zwei an einem Tag, Lone Scherfig (USA 2011)
Bilder: Tobis
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