Es ist die Woche der Schauspieler-Filme. Auch hier: großartige Darsteller, angeführt vom Duo Robert Stadlober / Jessica Schwarz.
Im Zentrum steht ein offenbar durchgeknallter junger Mann: Julian (Robert Stadlober). Der wandert von Berlin nach Tuttlingen. Nicht genug damit, kann er auch noch hellsehen. So verrückt das klingt, so seriös wirkt der Blondschopf, obwohl wir wissen, dass er gerade erst aus einer Nervenheilanstalt ausgebüxt ist. Man kann sich ihm nicht entziehen. Das geht den Figuren, denen er begegnet so – und dem Publikum. Jessica Schwarz spielt eine dieser Figuren, die wichtigste, eine in Beruf und im Privatleben in Routine erstarrte Ärztin. Sie schließt sich dem Wanderer für einige Zeit an. Andere folgen. Sie alle finden nicht das große Glück, doch erfahren sie einiges Wichtige über sich selbst, was ihnen vielleicht die nach wie vor anstehende Glückssuche erleichtert.
Die Wanderung Julians soll dazu dienen, einem Kranken alles nur Erdenkliche an Kraft zukommen zu lassen. Der Film verrät nicht, ob das klappt. Gottlob! Wie überhaupt vieles im Märchenhaften verbleibt. Daraus resultiert ein Großteil von dem Charme, der den Film auszeichnet. Regiedebütant Nick Baker-Monteys traut sich, was es sonst im deutschen Kino viel zu selten gibt: nicht immer alles aufzudröseln. (Leider trompetet er am Ende denn doch ein, zwei Antworten zu viel heraus und landet damit im letzten Moment in einer Flut von Harmonie, die es nicht gebraucht hätte. Doch das verzeiht man gern.)
Robert Stadlober verleiht dem seltsamen jungen Mann eine lichte Aura des Besonderen. Ein Heiliger? Ein Spinner? Stellt man sich am Anfang des Films noch diese Frage, vergisst man sie rasch, weil man sich Stadlobers Magie nur zu gern hingibt. Auch Jessica Schwarz besticht mit einer starken Präsenz, auch der von ihr verkörperten jungen Frau glaubt man noch die seltsamsten Entscheidungen. Man schließt sich ihnen gern an – und geht schließlich ganz unbeschwert mit ihnen zusammen auf die Suche nach dem eigenen Ich.
Peter Claus
Der Mann, der über Autos sprang, Nick Baker-Monteys (Deutschland 2011)
Bilder: Arsenal Filmverleih
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9. Juni 2011 um 09:25 Uhr
Es sieht so aus, als ob da ein wirklich tiefsinniger Film auf uns wartet. Ich freue mich auf jeden Fall darauf. Story könnte interessant werden.