Promis, ob aus der Politik oder dem Showgeschäft, haben heutzutage hierzulande kein Problem, wenn sie lesbisch oder schwul leben. Sie sagen’s – und gut is. Aber es gibt leider noch viele Kulturen, in denen die gleichgeschlechtliche Liebe als Verbrechen gilt. Da sind Lesben und Schwule auf das Versteckspielen als Überlebensstrategie angewiesen. Auch in Ländern in unserer Nähe. Frauen und Männer mit entsprechendem familiären Hintergrund tun sich dann auch, wenn sie in Deutschland leben, nicht einfach mit dem, was so schön modisch „coming out“ genannt wird.
Ein Stoff für ein Drama. Regie-Debütant Dennis Todorovic hat sich jedoch dafür entschieden, das Thema bei allem Ernst eher komödiantisch anzugehen. Sein Anti-Held ist der 19-jährige Sascha (Saša Kekez). Mama sieht ihn als Star am Piano. Der Knabe sähe sich lieber in den Armen seines Klavierlehrers (Tim Bergmann). Aber er wagt es nicht einmal, dem zu sagen, was Sache ist. Als der Angehimmelte für eine Professur von Köln nach Wien geht, gerät Sascha in eine Krise. Na ja, in der steckt er eigentlich längst, allein schon deshalb, weil seine beste Freundin auf eine gemeinsame Zukunft hofft, in harmonischer Teilung von Tisch und Bett. Dazu kommen die Eltern. Die Mutti will Glamour, und der Vater harte Männlichkeit nach Uraltmustern. Klar also, dass der Knabe handeln und den Mund aufmachen muss…
Dennis Todorovic hat die vertrackte Story mit wohliger Lust am Witz als mal mehr, mal weniger romantische Herz-Schmerz-Komödie inszeniert. Anders als die Mehrzahl der Protagonisten des Films sind die Filmemacher offenkundig überhaupt nicht verklemmt oder verschüchtert. Ob Sexszene oder Zoff im Nachtklub – der leichte Ton ist erfrischend. Das Drehbuch des Kino-Frischlings allerdings hätte gut ein paar Korrekturen verkraftet. Es ist schlichtweg zu vollgepfropft. Weniger wäre mehr gewesen. Viele Pluspunkte gibt’s jedoch für die Musik. Der Balkanpop vom Feinsten lädt immer wieder zum Schmunzeln ein, bleibt er doch nicht bloße Illustration, sondern treibt die Handlung gelegentlich sogar voran – so klugen Musikeinsatz gab es schon lang nicht mehr im deutschen Kino!
Peter Claus
Sascha, Dennis Todorovic (Deutschland 2011)
Bilder: Edition Salzgeber
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2. August 2013 um 23:26 Uhr
Werde ich mir auf alle fälle anschauen. Habe erst kürzlich „Sommersturm“ gesehen und muß sagen super mehr davon, ich sehe solche filme als eine art aufklärung ohne klischees und mit Humor, echt gut .