1970 bekam John Wayne den einzigen „Oscar“ seiner Laufbahn – für die Darstellung der Titelrolle in „Der Marshall“. Zu verdanken hatte er das Regisseur Henry Hathaway, der schon Stars wie Marilyn Monroe (in „Niagara“) und Richard Widmark (in „Der Todeskuss“) zu Höchstleistungen geführt hatte. Wayne gab er die Chance, das eigene Helden-Image zu ironisieren und als gebrochener Charakter zu bestehen. Wayne nutzte diese Chance brillant. Der auf DVD vorhandene Film zeigt das deutlich und hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Eine Faszination, die der erneuten Verfilmung des Romans „True Grit“ („Wahrer Mut“) – jedenfalls für einen eingefleischten Western-Fan – völlig abgeht. Das liegt insbesondere an der unentschlossenen Inszenierung der Coen-Brüder. Mal sieht’s aus, als wollten sie eine handfeste Wild-West-Story auch genauso, nämlich handfest, erzählen, dann wieder kommen höchst ironisierende Momente. Und, leider, leider: Mit der Führung der Schauspieler haben sie sich diesmal übernommen: Hailee Steinfeld als halbwüchsige Göre, die den Tod des Vaters mit Hilfe des einäugigen und trunksüchtigen Marshalls Rooster Cogburn rächen will und dabei Ende des 19. Jahrhunderts quer durch den Westen der USA tobt, ist eine Jung-Emanze, deren Besserwisserei nur nervt. Noch schlimmer: Jeff Bridges in der John-Wayne-Rolle als Rooster Cogburn. Bridges agiert, als wolle er in einer Aufführung in einem Freilufttheater die Zuschauer in Reihe 276 erreichen. Jede Geste ist überzogen, alles wird dick aufgetragen. Er nervt noch mehr als seine jugendliche Kollegin. Ja, es gibt tolle Bilder, lustige Szenen und die blauen Bohnen knallen. Stimmig aber ist das alles nicht. Wirkliche Westernfreunde sollten in die Videothek gehen und sich Meisterwerke des Genres, wie eben „Der Marshall“, „Johnny Guitar“ oder auch „Karawane der Frauen“, holen.
Peter Claus
True Grit, Ethan & Joel Coen (USA 2010)
Bilder: Paramount
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26. Februar 2011 um 10:13 Uhr
Dieser Western, ist nichts für “Fans” die die sauberen Klischees der alten Zeit sehen wollen. In True Grit wird nichts g beschönigt ,die Charaktere sind glaubhaft ,nicht zuletzt die junge Darstellerin vesteht es gekonnt ein Mädchen darzustellen, wie sie damals waren, jenseits von “meine kleine Farm”.Ein Mädchen ,das in der erbarmungslosen Realität früh erwachsen wurde ,wo 12 jährige schon erwachsen werden mussten, wenn sie überleben wollten und kein Platz war für die heutigen historisch gesehen, erst gestern zustandegekommenen Kindesein Klischees und Kinder nichts anderes waren ,als kleine Erwachsene ,gegen Natur und Feinde kämpften ,Farmen und Ranches bewirtschafteten und oft früh starben.
Nur Ironie und sarkastisch stoische Gelassenheithalf die Mühsal zu ertragen.Wer sich mit dem realen “Westen” auseinadersetzt, vieleicht auch mal in alten Tagebüchern und Briefen jener Zeit las,wird hier die Historie so finden, wie sie war …brutal, selektierend, aber auch ironisch und mitunter liebenswert ,in ihrer ungekünstelten unverstellten menschlichen Darseinsform, jenseits aller heutigen Elfenbeinturmähnlichen Sozialisierungsmärchen und unwirksamen Psychoesoterischen-Verformungsstrategien.Hier sind die Menschen nur sie selbst , mit all ihren Schwächen, Fehlern ,und Begabungen die Ihnen das überleben ermöglichen ,egal ob sie nun sozialromantisch positiv oder negativ bewertet werden,und wo keine Himmelblaue Kavallerie mit kitschigen gelben Halstüchern im letzten Moment herbeieilt und die Protagonisten all ihr Leid selbst (er)tragen müssen ,und es kein wirkliches Happyend gibt , sondern nur etwas, was einen etwas bedrückt im Kinosessel zurücklässt…den der Westen war vor allem eines …einsam .