Der Landschaftsmaler Otto Modersohn (1865-1943) ist vielen allein deshalb bekannt, weil seine erste Lebensgefährtin Paula zu Weltruhm kam. Seine eindringlichen, durchweg unsentimentalen Landschaftsbilder sind wohl fast nur Kennern ein Begriff. Schon, dass er einer der wesentlichen Initiatorender „Künstlerkolonie Worpswede“ war, ist im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert. Vielleicht hat dazu auch beigetragen, dass Modersohn die Gemeinschaft bald als Gefängnis empfand und verließ.
Die Doku „So weit und groß – Die Natur des Otto Modersohn“ stammt von einem Urenkel des Künstlers, von Carlo Modersohn. Gedreht hat er im Auftrag seiner Tante Antje, der Leiterin des Modersohn-Museums. Erfreulicherweise stellt er seinen Vorfahr nicht auf einen Sockel. Sachlich, oft geradezu nüchtern, wird dessen Leben aufgeblättert. Schön, wie Carlo Modersohn seine gestalterischen Ambitionen nicht aufgeregt ausstellt. Noch schöner: Es gibt nicht die heute üblichen Spielszenen, in denen Akteure die historischen Persönlichkeiten nachstellen. Historisches Material ist die entscheidende Quelle. Hanns Zischler fungiert als unaufgeregter Erzähler. Auszügen aus Tagebucheinträgen, Briefen und Ansichten von Rilke (1875-1926) kommen zur Illustration dazu. Otto Modersohns Leben wird dadurch und – vor allem natürlich – durch seine Kunstwerke beleuchtet. Auch manche historische Fotografie stützt die Erkundungsreise ins Gestern. Schade nur, dass die Musik mitunter zu heftig dröhnt. Mehr Schlichtheit auch hier hätte dem Film gut getan.
Wer sich für Malerei interessiert, dabei Kunst- und Zeitgeschichte gern anhand der Biographie eines Künstlers befragen möchte, kommt an diesem Film nicht vorbei.
Peter Claus
So weit und groß – Die Natur des Otto Modersohn, Carlo Modersohn (Deutschland 2010)
Bilder: Film Kino Text
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