Pop-Corn-Kino mit Schmackes
Russell Crowe sorgt für vollen Kassen. Der australisch-neuseeländische Schauspieler garantiert Profit. Er hat, was einst die großen Hollywood-Stars auszeichnete: Charisma. Damit macht er noch aus dem dünnsten Film vielleicht nicht immer ein Ereignis, aber doch Sehenswertes. Zuletzt war es ihm zu danken, dass „Robin Hood“ nicht gnadenlos unterging.
Auch dieser Action-Reißer lebt ganz von seiner Präsenz. Die Story ist hanebüchen dünn: Lara Brennan (Elizabeth Banks) wird, obwohl offenkundig unschuldig, als Mörderin zu lebenslanger Haft verurteilt. Gatte John (Russell Crowe), ein braver Lehrer, dreht durch. Er beschließt, sie aus dem Knast zu befreien. Drei Tage hat er dafür Zeit. Der Erfolg ist äußerst fraglich.
Neben Russell Crowe lockt der Name des Regisseurs und Drehbuchmitautors, Paul Haggis. Er ist der erste Autor, der in zwei aufeinander folgenden Jahren den „Oscar“ für das beste Originaldrehbuch bekam, nämlich 2005 für „Million Dollar Baby“ und 2006 „L.A. Crash“. „72 Stunden“ nun ist kein originaler, von ihm entwickelter Stoff. Er hat das Buch des französischen Krimis „Ohne Schuld“ (2008) bearbeitet. Offenbar reizte es ihn, Gespür für Spannungsmache auszustellen.
Der Schlichte von Gut gegen Böse gibt den Ton an. Laras Unschuld wird nie in Frage gestellt. Also ist auch John im Recht. Da Russell Crowe die Figur als grundehrlichen Kerl charakterisiert, den nichts als die Liebe antreibt, bangt man als Zuschauer schnell mit. Denn wer wollte nicht aus Liebe zum Held werden?! Johns Ausarbeitung des Plans und dessen Ausführung sorgen für Thrill. Russell Crowe heizt den an, indem er sehr zurückhaltend agiert. Seine Darstellung ist von großem Reiz. Er beherzigt, dass weniger oft mehr ist und drückt nicht auf die Tube. Damit schenkt er der Figur des John eine große Glaubwürdigkeit. Er macht den Film zum Lehrbeispiel dafür, dass die Kunst des Schauspiels auch weniger kunstvollen Kinoprofitmaschinen zu Wirkung verhelfen kann.
Wobei auch Paul Haggis einige Pluspunkte sammelt, besonders im Finale. Die Inszenierung einer harschen Verfolgungsjagd ist rundum geglückt. Drehbuchautor Haggis knüpft dabei geschickt an den Filmbeginn an. Dort wird angedeutet, dass John in eine tödliche Zwangslage gerät. Wieso und wann, löst erst das Filmende – und bietet Action-Fans damit ein reines Vergnügen.
Peter Claus
72 Stunden, Paul Haggis (USA 2010)
Bilder: Kinowelt
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